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Hausärztliche Versorgung

Junge Ärztin im Beratungsgespräch

Hausärztliche Versorgung in Nordrhein-Westfalen

Aktionsprogramm der Landesregierung bündelt Maßnahmen gegen Hausärztemangel

In ländlichen Regionen Nordrhein-Westfalens ist bereits heute spürbar, dass es an Hausärztinnen und Hausärzten mangelt. Die Sicherstellung der wohnortnahen allgemeinmedizinischen Versorgung ist – derzeit insbesondere abseits der Städte – eine besondere Herausforderung für das Gesundheitssystems. Um hier Abhilfe zu schaffen, bündelt ein Aktionsprogramm der Landesregierung zahlreiche Maßnahmen gegen den Hausärztemangel.

Mehr als ein Drittel der in Nordrhein-Westfalen tätigen Hausärztinnen und Hausärzte hat das 60. Lebensjahr überschritten und wird aus Altersgründen in absehbarer Zeit ihre Praxis aufgeben. Das Gesundheitsministerium steuert dieser Entwicklung mit dem „Hausarztaktionsprogramm“ (HAP)  entgegen. Neben der Niederlassung und Anstellung von Allgemeinmedizinerinnen und von Allgemeinmedizinern wird auch die Beschäftigung von Weiterbildungsassistentinnen und Weiterbildungsassistenten  finanziell gefördert.

Mit der Landarztquote soll es möglich werden, dass ein gewisses Kontingent der Medizinstudienplätze in Nordrhein-Westfalen an Bewerberinnen und Bewerber vergeben werden kann, die sich verpflichten, nach ihrer Facharztausbildung für zehn Jahre in einer unterversorgten Region als Hausärztin oder Hausarzt zu arbeiten. Auswahlkriterien sollen neben der Abiturnote und dem Ergebnis des Studierfähigkeitstests auch Berufserfahrung und die besondere fachliche und persönliche Kompetenz für die hausärztliche Tätigkeit sein.

Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat im Sommer 2017 die Gründung der Medizinischen Fakultät in Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld beschlossen. Inzwischen hat die Errichtung der Medizinischen Fakultät deutliche Formen angenommen, die Universität Bielefeld hat Kooperationsverträge mit drei benachbarten Krankenhäusern geschlossen. Zudem ist das Gebäude eröffnet worden, in dem die neue Fakultät ihren Bewtrieb starten wird.

Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann haben eine gemeinsame Absichtserklärung zur Erhöhung der Studienplatzkapazitäten im Fach Humanmedizin an der Privatuiversität Witten/Herdecke unterzeichnet. Damit sichern sie der Universität zusätzliche finanzielle Unterstützung der Landesregierung zu. Bereits ab Sommersemester 2019 wird die Zahl der Studienplätze im Fach Humanmedizin verdoppelt.

Die Uni Witten/Herdecke hat sich schon in der Vergangenheit durch eine sehr praxisnahe und patientenorientierte Ausbildung ausgezeichnet. Dieses Engagement zur Stärkung der Allgemeinmedizin soll nun noch deutlicher unterstützt werden.

Zur Verbesserung der medizinischen Versorgung in der Fläche wurde in Südwestfalen der Modellversuch "Medizin neu denken" gestartet. Dazu gehört auch die gemeinsame Ausbildung von Medizinerinnen und Medizinern durch die Universitäten Bonn und Siegen. Dabei kommen Forschung und Lehre im Bereich der digitalen Medizin eine Schlüsselrolle zu. Zum Wintersemester 2018/19 haben die ersten 25 Studierenden ihr Studium in Bonn aufgenommen. Gefördert wird das Vorhaben mit jährlich bis zu 6,5 Millionen Euro vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW). Der Modellversuch wird derzeit vom Wissenschaftsrat evaluiert.

Gesundheitsministerium, Kassenärztliche Vereinigungen, Ärztekammern und gesetzliche Krankenkassen in Nordrhein-Westfalen sind sich einig: Der Quereinstieg von Krankenhausärztinnen und -ärzten in eine Hausarzttätigkeit soll attraktiv sein. Alle Beteiligten haben sich bereits im August 2018 in einer gemeinsamen Vereinbarung auf die dafür nötigen Maßnahmen geeinigt. Aufgrund der erfolgreichen Umsetzung wurde die Vereinbarung im Jahr 2023 verlängert und aktualisiert. Mit der Vereinbarung sollen insbesondere finanzielle Einbußen weitgehend ausgeglichen werden, die ein solcher Quereinstieg in der Regel bedeutet.

In Nordrhein-Westfalen werden alle medizinischen Fachbereiche in absehbarer Zeit über Professuren für Allgemeinmedizin verfügen. Solche so genannten W3-Professuren gibt es bisher in Bochum, Bonn und Düsseldorf. Die anderen Standorte der Hochschulmedizin haben entsprechende Stellen ausgeschrieben. Der Allgemeinmedizin soll so ein höherer Stellenwert innerhalb der medizinischen Fakultäten verliehen werden. Dies könnte dazu beitragen, dass sich Studierende künftig vermehrt für eine Facharztausbildung in der Allgemeinmedizin und eine Tätigkeit als Hausärztin oder Hausarzt entscheiden.