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Gut eingestiegen. Ausbildung mit Behinderung in der Lagerlogistik

Foto: Arbeiter in einer Lagerhalle

Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze": Traditionsunternehmen macht mit und gewinnt Fachkräfte für die Lagerhaltung im Großhandel

LWL-Berufsbildungswerk Soest kooperiert erfolgreich mit Großhandelsunternehmen Franz Kerstin, Logistik und Lagerbereich bieten geeignete Ausbildungsberufe für Menschen mit Behinderung

Zwei junge Männer mit Behinderung haben über die Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze" eine duale Ausbildung absolviert. Reibungslos lief anschließend auch der Einstieg in das Berufsleben. Als Fachkräfte im Lagerwesen hat sie der ausbildende Kooperationsbetrieb, das Großhandelsunternehmen Franz Kerstin in Soest, übernommen. Für die Firma erweist sich das als echter Zugewinn: „Wir möchten die beiden Mitarbeiter nicht missen.“

Ausbildung für junge Menschen mit Behinderung ermöglichen und professionell unterstützen

Die ESF-geförderte Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze für Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen" ermöglicht jungen Menschen mit Behinderung eine betriebliche Ausbildung und unterstützt die teilnehmenden Betriebe bei der Umsetzung. Das Programm wird in Kooperation mit der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit durchgeführt.

Das LWL-Berufsbildungswerk Soest ist von Beginn an der Aktion beteiligt und begleitet jeweils sechs bis zehn Teilnehmende. Die bisherige Bilanz kann sich sehen lassen: Alle Teilnehmenden konnten die Ausbildung erfolgreich abschließen und in den meisten Fällen gelang auch der anschließende Einstieg in das Berufsleben. Denn die professionelle Unterstützung öffnet Türen für die Jugendlichen, die aufgrund ihrer Behinderung oft vergeblich einen betrieblichen Ausbildungsplatz suchen, und erleichtert Unternehmen die Ausbildung, um zuverlässige Fachkräfte zu gewinnen.

Das Traditionsunternehmen Franz Kerstin, ein mittelständisches Großhandelsunternehmen für die Bereiche Haustechnik, Hausbau und Haus & Garten, hat sich am Standort Soest beteiligt und zwei Jugendlichen mit Behinderung die Chance auf eine duale Ausbildung eröffnet. Beide jungen Männer sind dort inzwischen unbefristet beschäftigt – und bestens integriert.

„Wir brauchen zuverlässige und motivierte Mitarbeiter, das zählt für uns mehr als Schulnoten.“

„Wir sind sehr zufrieden, wie sich alles entwickelt hat. Beide Mitarbeiter haben sich sehr gut in die Firma integriert und wir möchten sie nicht missen.“ Regina Kluth-Schewe ist Personalleiterin beim Großhandelsunternehmen Franz Kerstin mit insgesamt 250 Beschäftigten. Am Standort Soest hat sie die Ausbildung im Rahmen der Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze" aktiv unterstützt. Nicht zuletzt deswegen, so die Personalchefin, „weil es zunehmend schwieriger wird, geeignete Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu finden“.

Die professionelle Begleitung durch das LWL-Berufsbildungswerk war für die Firma sehr entlastend. „Wir sind für die Ausbildung von Menschen mit Behinderungen nicht geschult. Daher war es gerade am Anfang und für die Prüfungsphasen sehr hilfreich, mit dem Integrationscoach des Berufsbildungswerks jemanden an der Seite zu haben, den man jederzeit um Rat fragen kann. So viel Einzelunterstützung könnten wir als Betrieb auch gar nicht leisten.“

Zitat:
Im Rahmen der Aktion haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht, junge Menschen mit Behinderung auszubilden. Wir würden das gerne wiederholen.

Nach Abschluss der Ausbildungen war es für die Firma nur folgerichtig, die beiden Auszubildenden zu übernehmen und nach der üblichen Probezeit unbefristet einzustellen – als Fachlagerist und als Fachkraft für Lagerlogistik. Personalchefin Regina Kluth-Schewe: „Im Rahmen der Aktion haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht, junge Menschen mit Behinderung auszubilden. Wir würden das gerne wiederholen. Wir brauchen zuverlässige, fleißige und motivierte Mitarbeiter, solche Tugenden zählen für uns mehr als Schulnoten.“

Die Auszubildenden – als Fachkräfte für Lagerhaltung und -Logistik gut integriert

Christian Lipphardt, heute 29 Jahre alt und Autist mit Asperger-Syndrom, hatte lange Zeit vergeblich einen Ausbildungsplatz gesucht und war einer der ersten Auszubildenden, die beim LWL-Berufsbildungswerk Soest an der Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze" teilnahmen. Die dreijährige Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik hat er „bravourös gemeistert“, erinnert sich Integrationscoach Holger Kirschstein, Ausbildungsleiter beim LWL-Berufsbildungswerk Soest.

Für den zurückhaltenden und sehr verschlossenen jungen Mann bot der Bereich der Lagerlogistik mit klaren Ordnungssystemen und geringem Kundenkontakt genau das richtige Tätigkeitsfeld. Ausbildung und Berufseinstieg liefen bei ihm reibungslos. Die individuelle Unterstützung durch das Berufsbildungswerk, aber auch das „gute Gespür“ des Ausbilders, der die richtige Ansprache für den Auszubildenden mit seinem Handicap fand, haben maßgeblich zum Erfolg beigetragen.

Zitat:
Ich habe ein großes Stück Selbständigkeit bekommen und kann auf eigenen Beinen stehen. Sehr wichtig sind mir auch die Kontakte zu meinen Kollegen.

Der junge Mann arbeitet jetzt seit vier Jahren im firmeneigenen Großhandelslager, das auf 22.000 Quadratmetern bis zu 30.000 verschiedene Waren und Artikel für Haus und Garten beherbergt. Laut Personalchefin hat er sich auch „persönlich enorm weiterentwickelt“ und ist ein ausgesprochen zuverlässiger und motivierter Mitarbeiter.

Über seinen Weg sagt Christian Lipphardt selbstbewusst: „Die Arbeit ist vielfältig und macht mir Spaß. Nach der bestandenen Abschlussprüfung konnte ich mir sogar meinen großen Wunsch erfüllen, eine eigene Wohnung zu mieten. Damit habe ich ein großes Stück Selbständigkeit bekommen und kann auf eigenen Beinen stehen. Sehr wichtig sind mir auch die Kontakte zu meinen Kollegen.“

Wegen Insolvenz des ersten Kooperationsbetriebs musste Christoph Dodt, lernbehindert und heute ebenfalls 29 Jahre alt, seinen Ausbildungsplatz wechseln. Bestärkt durch die positiven Erfahrungen im Rahmen der Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze" hat ihm die Firma Franz Kerstin dann gerne die Chance eingeräumt, seine zweijährige Ausbildung als Fachlagerist im Betrieb fortzusetzen und abzuschließen.

Mit kleinen Hürden – die praktische Prüfung musste er wiederholen – hat er dann aber die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und im Betrieb einen dauerhaften Arbeitsplatz gefunden. Das LWL-Berufsbildungswerk hat ihn auf seinem Weg intensiv unterstützt, den Förderunterricht organisiert und die betriebliche Ausbildung begleitet – u.a. durch pädagogische Handlungshilfen für den Ausbilder, um den Auszubildenden mit Blick auf die Lernbehinderung zum selbständigen Arbeiten anzuleiten.

„Herr Dodt hat es uns sehr einfach gemacht, weil er gut vorbereitet war und schon aus einem Betrieb kam. Es war die richtige Entscheidung, ihn zu übernehmen. Wir haben mit ihm einen höflichen, sehr zufriedenen und lernwilligen Mitarbeiter gefunden“, berichtet Personalchefin Regina Kluth-Schewe. Tatsächlich klingt auch Christoph Dodt sehr zufrieden, wenn er sagt: „Mir gefällt es hier sehr und ich gehe immer gern zur Arbeit. Alles ist super gelaufen und der Wechsel des Betriebs war sogar eine Verbesserung.“

"Perfekte Lösung für das duale Ausbildungssystem" - LWL-Berufsbildungswerk setzt Aktion um

Das LWL-Berufsbildungswerk Soest bietet im Rahmen der Aktion „100 zusätzliche Ausbildungsplätze“ unterstützte betriebliche Ausbildung für Menschen mit Behinderung an: Die Einrichtung schließt einen Ausbildungsvertrag mit den Teilnehmenden, sucht geeignete Kooperationsbetriebe für die praktische Ausbildung und stellt zwei Integrationscoaches, die Auszubildende und Betriebe mit Rat und Tat begleiten. Die für die Teilnehmenden geeigneten Ausbildungsberufe werden mit der Reha-Beratung der Agentur für Arbeit abgestimmt.

Zitat:
Aus meiner Sicht ist das ein vollständiges Geben und Nehmen und eine perfekte Ergänzung für das duale Ausbildungssystem.

Der Ausbildungsleiter beim LWL-Berufsbildungswerk, Holger Kirschstein, kennt als Integrationscoach die ESF-geförderte Aktion auch aus der Praxis. Er hält es für ein optimales Angebot, damit junge Menschen mit Behinderung, die sonst kaum eine Chance auf dem Ausbildungsmarkt haben, „einen ganz normalen Ausbildungsberuf“ erlernen und sich „als vollwertige Arbeitskräfte“ beweisen können: „Aus meiner Sicht ist das ein vollständiges Geben und Nehmen und eine perfekte Ergänzung für das duale Ausbildungssystem. Betriebe übernehmen dann gerne Verantwortung, wenn sie in der Ausbildung angemessen und umfänglich unterstützt werden. Das ist der große Wert dieses Programms.“

Fachkraft für Lagerlogistik ist ein dreijähriger anerkannter Ausbildungsberuf in Industrie und Handel. Fachkräfte für Lagerlogistik nehmen Güter an, kontrollieren sie und lagern sie sachgerecht. Sie stellen Lieferungen und Tourenpläne zusammen, verladen und versenden Güter.
Fachlageristen und -lageristinnen sind die Spezialisten, wenn es um die Organisation und Lagerung von Gütern in Betrieben geht. Die Ausbildung dauert zwei Jahre.