Ch@nge Ruhr: Zukunftshub für die arbeitsorientierte Gestaltung des digitalen Wandels im Ruhrgebiet
Ch@nge Ruhr ist ein Projekt der Ruhrkonferenz, gute Praxis aus ESF-geförderten Programmen
Ch@ngeRuhr-Auftaktveranstaltung - Ziele, Angebote und Praxisberichte aus der Region
Ch@nge Ruhr ist ein Projekt der Ruhrkonferenz und wird gefördert vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Auftaktveranstaltung fand als Online-Konferenz statt und präsentierte Ziele und Angebote sowie konkrete Beispiele für eine erfolgreiche arbeitsorientierte Digitalisierung in der Region. Projektpartner sind das Institut Arbeit und Technik (IAT, Westfälische Hochschule, Projektkoordination), das Institut Arbeit und Qualifikation (Universität Duisburg-Essen), die Sozialforschungsstelle Dortmund sowie die Gemeinsame Arbeitsstelle RUB/IG Metall und der Lehrstuhl für Produktionssysteme (Ruhr-Universität Bochum).
„Den digitalen Wandel in der Arbeitswelt sozialpartnerschaftlich gestalten“
Häufig verfügen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bei der Gestaltung betrieblicher Digitalisierungsprozesse nur über begrenzte Kapazitäten und Ressourcen und benötigen daher Unterstützung und Beratung. Vor diesem Hintergrund hat sich das zweijährige Projekt „Ch@nge Ruhr“ zum Ziel gesetzt, die in der Region vorhandene Expertise von Arbeitsforschung, Beratung und betrieblicher Praxis in einem Zukunfts-Hub zu bündeln und exemplarisch in den Branchen Industrie/Produktion, Logistik und Gesundheit/Pflege zur Anwendung zu bringen. Ch@nge Ruhr will dabei zeigen, wie der digitale Wandel mit Beschäftigten und für Beschäftigung in der Ruhr-Region erfolgreich gestaltet werden kann.
Diesen sozialpartnerschaftlichen Ansatz von Ch@nge Ruhr hob Arbeitsminister Karl-Josef Laumann in seinem Grußwort an die Projektbeteiligten und Teilnehmenden besonders hervor. „Nicht erst seit der Corona-Krise sind wir mitten im digitalen Wandel unserer Arbeitswelt. Im Arbeitsministerium sind wir der festen Überzeugung, dass ein solcher Wandel nicht nur in der Chef-Etage, sondern in der Sozialpartnerschaft bearbeitet werden muss.“ Die Belegschaft müsse mitgenommen werden, „mit den guten, alten Mitteln der Sozialpartnerschaft“ lasse sich der digitale Wandel zu einer betrieblichen Gemeinschaftsaufgabe machen und erfolgreich gestalten.
Daran anknüpfend betonte Stefan Kulozik, Abteilungsleiter im Arbeitsministerium, den hohen Stellenwert, den das Ministerium dem Projekt beimesse. Es sei wichtig, dass der Veränderungsprozess durch den digitalen Wandel „gut und professionell“ unterstützt werde. „Wir freuen uns daher, dass die guten Beratungseinrichtungen und die leistungsstarke Arbeitsforschung der Region Partner in diesem Projekt sind und dazu beitragen, beispielhafte Lösungen und Unterstützungsangebote für die jeweiligen Branchen zu entwickeln.“ Dadurch entstehe nicht nur etwas Gutes für das Ruhrgebiet, sondern auch darüber hinaus für das ganze Land, zeigte sich der Vertreter des Ministeriums überzeugt und wünschte den Projektpartnern für die Umsetzung „eine glückliche Hand und viel Erfolg“.
Zukunftshub und Angebotsmodule – Impulse für sozialpartnerschaftliche Lösungsstrategien
„Wir wollen nicht nur abstrakt über Zukunft sprechen, sondern auch konkret zeigen, wo im Ruhrgebiet, in den Unternehmen die Zukunft der Arbeit heute schon und unter Nutzung digitaler Technologie gestaltet wird“, skizzierte Michaela Evans vom projektkoordinierenden Institut für Arbeit und Technik das Projektanliegen. Das Ruhrgebiet sei schon immer eine Region gewesen, in der über Zukunftsfragen in der Arbeitswelt entschieden wurde. Daran wolle das Projekt anknüpfen und konkrete Lösungsstrategien und Impulse für den Strukturwandel in den Betrieben geben.
Im Rahmen des Projekts wird ein Zukunftshub basierend auf vier Angebotsmodulen umgesetzt. Die Projektmitarbeitenden Denise Becka und Marvin Schäfer beschrieben das konkrete Vorgehen: Die Aktivierungs- und Konkretisierungsphase zu Beginn des Projektes dient der Identifizierung betrieblicher Unterstützungsbedarfe und der Gewinnung branchenspezifischer Multiplikatoren im Ruhrgebiet. In der folgenden Durchführungs- und Auswertungsphase werden Dialogforen initiiert, in denen die Anwendungsmöglichkeiten digitaler Technologien etwa über Lernreisen oder WorkLabs erfahrbar gemacht und Beispiele für die Prozessberatung aufbereitet werden. In Verbindung mit der vorhandenen Fachexpertise und der Erfahrung aus Beratung und Förderprojekten sollen dann Hinweise für sozialpartnerschaftliche Beratungskonzepte erarbeitet werden. Betriebliche „Erfolgsgeschichten“ runden das Unterstützungsangebot ab und sollen den Betrieben weitere Perspektiven oder, wie vielfach betont wurde, Inspirationen für die Gestaltung eigener Veränderungs- und Transformationsprozesse geben.
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Gute Praxis im Dialog – Erfahrungen und Beispiele aus ESF-Förderungen
In der Dialog-Runde diskutierten die Teilnehmenden entlang der ausgewählten Branchen konkrete Erfahrungen und stellten Lösungsansätze vor, die das besondere Zusammenspiel von Forschung, Beratung und betrieblichen Bedarfen verdeutlichen.
Für die Branche Industrie/Produktion berichteten Frank Kirchner, Betriebsrat bei Linde Material Handling Rhein-Ruhr (ehemals Schrader Industriefahrzeuge), und Reinhard Röhrig, IG Metall NRW, über ihre Erfahrung aus dem ESF-geförderten Projekt „Arbeit 2020+ in NRW". Das Projekt unterstützt seit fünf Jahren Betriebsräte, die mit der Digitalisierung verbundenen Veränderungsprozesse in ihren Betrieben zu gestalten und den sozialpartnerschaftlichen Dialog aktiv zu befördern. Entwickelt wurde u.a. das Tool einer Betriebslandkarte, mit der sich der Einfluss des technologischen Wandels auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten differenziert visualisieren lässt.
Für den Bereich Logistik berichtete Prof. Joachim Hafkesbrink über die Erfahrungen im ESF-geförderten Modellprojekt „Arbeiten 4.0: Chancen der Digitalisierung für die Arbeit in Logistik- und Transportunternehmen“, an dem 13 Branchenunternehmen teilnahmen und auf dem Weg zur Digitalisierung Unterstützung erhielten. Hier wurde ein Digitalisierungs-Check entwickelt, mit dem die Unternehmen den Reifegrad ihres Betriebes auf dem Weg zur Logistik 4.0 bestimmen können. Das „Reifegradmodell“ umfasst verschiedene Handlungsfelder und ist verbunden mit einer Klassifizierung des jeweiligen Digitalisierungsgrades. Um das Voneinander-Lernen zu befördern, empfahl der Berater, das ESF-geförderte Instrument der Potentialberatung auch für eine Verbundberatung von branchennahen Unternehmen zu öffnen.
Den Faden nahm Peter Schäffer, Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (G.I.B.), auf und verwies auf das vorhandene Förderinstrumentarium des Landes, das insbesondere mit der Potentialberatung eine wirkungsvolle Möglichkeit biete, beteiligungsorientiert betriebliche Modernisierungsprozesse durchzuführen. Für erfolgreiches Arbeiten, fasste er eine zentrale Erfahrung aus der Beratungsarbeit zusammen, bleibe es nach wie vor der „eigentliche Job, kleine und mittlere Unternehmen davon zu überzeugen, die Beschäftigten bei allen Entwicklungsprozessen einzubeziehen“.
Für den Bereich Gesundheit/Pflege skizzierten Jörg Klomann, Haus Abendsonne – Diakonie, und Roland Weigel, Ruhrgebietskonferenz Pflege, Stand und Entwicklung der digitalen Transformation. Im Vergleich zu anderen Branchen fehle es an einschlägigen Projektbeispielen, gleichwohl spiele die Digitalisierung in der Pflege eine wichtige Rolle. Insbesondere bei der Arbeitsorganisation und -entlastung, aber auch für die Fachkräftegewinnung gebe es in der Pflegebranche große Potentiale, waren sich beide Redner einig. Die Ruhrgebietskonferenz als unabhängiges Arbeitgeberbündnis wolle dazu beitragen, Innovationen und gute Praxis weiterzutragen. „Was wir brauchen, sind Strategien und viel mehr Inspirationsangebote. Daher freuen wir uns, dass wir am Projekt beteiligt sind“, beschrieb Roland Weigel für den Verband die Rolle als Multiplikator. Insbesondere die vorgestellte Betriebslandkarte könne auch für die Pflege ein interessantes Tool sein.
In der Abschlussrunde warben die Projektteilnehmenden noch einmal dafür, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und mit sozialpartnerschaftlichen Strategien umzusetzen. Ch@nge Ruhr, bekräftigte Michaela Evans in ihrem Ausblick, werde dafür geeignete Inspirationsangebote und Change-Vorbilder sammeln und vorstellen.
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