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Modellprojekte

WohnPerspektiven – Wohnungsnotfallnetzwerke für junge Menschen im ländlichen Raum

Förderschwerpunkt: Innovation in der Wohnungsnotfallhilfe

Träger: Caritasverband für die Diözese Münster e. V.

Laufzeit: 02/2010-02/2013

Zielgruppe: Jugendliche/junge Erwachsene

Projektort: Kreis Kleve, Kreis Wesel, Kreis Borken

Projektbeschreibung:

Projektstandort

Münster in Kooperation mit den Caritasverbänden Kleve (Kreis Kleve) und Moers-Xanten (Kreis Wesel – linksrheinisch), sowie mit dem Verein für katholische Arbeiterkolonien Westfalen (Kreis Borken)

Ziele und Methoden des Projektes

Zielgruppe

Junge Menschen im Alter von 15 bis 27 Jahren in Wohnungsnot oder von Wohnungslosigkeit bedroht im ländlichen Raum.

Qualitative Ziele

  • Verbesserung und Entwicklung von konkreten Hilfen, Maßnahmen und Verfahrensstrukturen.
  • Klärung von Zuständigkeiten an den Nahstellen der gesetzlichen Vorgaben vor allem der SGB II, VII und XII und die Übergänge gestalten.
  • Die Zielgruppe vor Ort stärker in das Zentrum vernetzter Hilfesysteme zu rücken.
  • Berührungsängste abbauen helfen.
  • Zielgruppenspezifische Wohnformangebote

Quantitative Effekte

  • Eine Quantifizierung der Zielgruppe, Recherche auch bei Akteuren, die nicht primär mit der Zielgruppe zu tun haben.
  • Weniger junge Menschen sollen durch die Maschen der Systeme fallen

Vorgesehene Methoden zur Zielerreichung

  • Einsatz unterschiedlicher Erhebungsinstrumente (Internetrecherche, Datenrecherche, Workshops)
  • qualifizierte und aktivierende Interviews unterschiedlichster Akteure
  • Dialogveranstaltungen
  • Betroffenenbefragung
  • Vernetzungsarbeit
  • Evaluation
  • Sozialraumorientierung
  • Transfer in Fachkreisen und darüber hinaus
  • Öffentlichkeitsarbeit

Ausgangslage

Örtliche Rahmenbedingungen/Eckdaten

Drei Kreise im ländlichen Raum in NRW

Bestehende Hilfestrukturen für Wohnungsnotfälle

Im Kreis Kleve halten zu Projektanfang in 2010 Caritasverband Kleve e.V. und Diakonisches Werk im Kirchenkreis Kleve e. V. in gemeinsamer Trägerschaft die Fachberatungsstelle gem. §§ 67 – 69 SGB XII (FBS) vor. Organisatorisch eingebunden in den Fachdienst Wohnhilfen des Caritasverbandes Kleve ist eine frauenspezifische Fachberatung (FFBS), die sich in der Trägerschaft des Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Kleve befindet und in Kooperation mit Caritasverband Kleve e.V. und Mensch braucht Wohnung e.V. steht. Darüber hinaus existieren als ambulan¬tes Angebot das Betreute Wohnen gem. § 67ff. SGB XII in Trägerschaft des Caritasverband Kleve e. V. und eine stationäre Einrichtung gem. § 67ff. SGB XII in Weeze in Trägerschaft des Rheinischen Verein für Katholische Arbeiterkolonien. Auch mit der letztgenannten gibt es seitens des Caritas eine enge Kooperation.

Im Rahmen dieses Projektes wurde am Standort Kleve in Kooperation mit der Abteilung Sozialpädagogik der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen ein Empowerment-Projekt zur Zielgruppe durchgeführt.

Im Kreis Wesel (linksrheinisch) hält zu Projektanfang in 2010 der Caritasverband Moers-Xanten e.V. mit seinem Bereich „Wohnungs- und Existenzsicherung“ ein differenziertes Hilfeangebot für Menschen in existenziellen Notlagen vor. Der Schwerpunkt liegt dabei bei den Hilfen für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten. Für diesen Personenkreis existieren:

  • eine Fachberatungsstelle gem. § 67 SGB XII mit Außenstellen einschließlich
  • spezialisierter Frauenfachberatungsstelle,
  • das Angebot des Betreuten Wohnens gem. § 67 SGB XII mit 24 Plätzen sowie
  • ein Arbeitsprojekt für Männer mit 12 Maßnahmeplätzen (Finanzierung über ARGE- und LVR – Mittel).

Darüber hinaus unterhält der Träger

  • Beratungsstellen zur Wohnungsnotfallhilfe bei unmittelbar bevorstehendem Wohnungs¬verlust durch Räumung und
  • auf den jeweiligen Sozialraum zugeschnittene Beratungsangebote zur Unterstützung bei der Sicherung der materiellen Existenzgrundlage.

Hierbei wird ein „Beratungsbüro Wohnungs- und Existenzsicherung in Rheinberg“ in Koope¬ration mit dem Diakonischen Werk Kirchenkreis Moers betrieben.

Die besondere Problematik junger Wohnungsloser ist dort bereits erkannt und hat zu ersten Arbeitsgesprächen der lokalen Akteure Stadt Rheinberg, ARGE Kreis Wesel und den beiden Trägern Caritas und Diakonie geführt.

Im Kreis Borken unterhält zu Projektanfang in 2010 der Verein für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen zwei stationäre Einrichtungen der Wohnungslosen- und Gefährdetenhilfe. Leistungsrechtliche Grundlagen sind die §§ 35, 53 und 67 SGB XII. Benachbart bestehen Altenpflegeheime, die gerade auch älteren Menschen in besonderen Lebenslagen und mit sozialen Schwierigkeiten offenstehen. Weiterhin hält der Verein für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen Betreutes Wohnen nach § 67 SGB XII vor. Eine Ausweitung der niedrigschwelligen Hilfs- und Beratungsangebote ist beabsichtigt, um insbesondere den jüngeren Menschen, die zunehmend in den stationären Einrichtungen um Unterstützung nachsuchen, eine Perspektive außerhalb der Einrichtungen und präventiv zu bieten.

Fazit: Ein spezialisiertes Angebot für die Beratung und Unterbringung der Zielgruppe junger Wohnungsnotfälle des Projektes fand sich in keinem Kreis.

Projektplanung

Meilensteine/Ablaufplanung/Projektphasen

Ausgangsthesen:

Thesen im Hinblick auf die Ausgangslage und die Zielgruppe

  1. Die Zahl der jungen Menschen in Wohnungsnot steigt auch im Untersuchungsgebiet des ländlichen Raums.
  2. Die Zielgruppe zeichnet sich häufig durch ein Zusammentreffen multipler Problemlagen aus. Die Fallverläufe sind daher komplex.
  3. Die Anwendungspraxis der gesetzlichen Rahmenbedingungen (SGB II, SGB VIII, SGB XII, OBG) führt dazu, dass junge Menschen in Wohnungsnotfällen strukturell benachteiligt sind.
  4. Das aktuelle Hilfesystem kann die Bedarfe der jungen Menschen in Wohnungsnotfällen nicht angemessen bearbeiten.

Thesen im Hinblick auf die im Projekt zu entwickelnden WohnPerspektiven

  1. Die Bedingungen des ländlichen Raumes (im Hinblick auf die Dichte der Hilfen und deren Erreichbarkeit) erfordern eine vernetzte, multiprofessionelle, wohnortnahe Hilfe, um junge Menschen in Wohnungsnotfällen adäquat zu unterstützen. Die fachlich anerkannte Forderung der Vernetzung trifft im ländlichen Raum auf besondere Schwierigkeiten.
  2. Bedarfsgerechte Hilfen für junge Menschen in Wohnungsnotfällen befähigen sie, ihre Lebenssituation zu gestalten.

Meilensteine:

  • Erkenntnisgewinn im Hinblick auf die Lebenslagen und Hilfeangebote für junge Menschen in Wohnungsnotfällen
  • Bedarfsorientierte Vernetzung der Hilfen für junge Menschen in Wohnungsnotfällen Aufbauend auf der Bestands- und Bedarfsanalyse
  • Entwicklung, Implementierung und Evaluation neuer oder optimierter Angebote und Verfahren zur Vermeidung und Behebung von Wohnungsnotfällen
  • Transfer der Erkenntnisse und Erfahrungen werden darüber hinaus durch den Projektträger (Einzugsbereich Diözese Münster) schon während der Projektlaufzeit auch in andere Kreise und Regionen übertragen

Projektplanungsablauf:

  • Bestandsaufnahme, Auswertung
  • Statusbericht je Standort
  • Erste Evaluationsrunde an jedem Standort
  • Individuelle Zielsetzungen für jeden Standort
  • Erste Umsetzungsphase
  • Zweite Evaluationsrunde an jedem Standort
  • Justierung und Weiterführung der Umsetzung nach Evaluationsrunden
  • Verstetigungsphase
  • Dritte Evaluationsrunde und Schlussauswertung
  • Abschlussveranstaltungen an jedem Standort
  • Gesamtabschlussveranstaltung in Münster
  • Transfer, Publikationen, Produkte – während der gesamt Projektlaufzeit

Projektumsetzung

Am Projekt Beteiligte/Kooperationspartner

Im Verlaufe des Projektes wurden, abhängig von den örtlichen Rahmenbedingungen, folgende Kooperationspartner einbezogen:

  • Wohnungslosenhilfe
  • Jugendhilfe (Kommunale und Freie Wohlfahrt)
  • Sozialämter
  • Ordnungsämter
  • Jobcenter
  • Betreuungsvereine
  • Jugendgerichtshilfe
  • Strafvollzug
  • Allgemeine Sozialberatung
  • Migrationsberatung
  • Gesundheitswesen
  • Schulen und Berufsbildungswerke
  • Psychosoziale Arbeitsgemeinschaften
  • Wohnbaugesellschaften, Vermieter
  • Streetworker
  • Ehrenamtliche Angebote der Wohnungslosenhilfe

Verlauf/Abweichungen von der Projektplanung

Im Laufe des Projektes wurde die Notwendigkeit deutlich, zusätzlich eine standardisierte Betroffenenbefragung durchzuführen und auszuwerten.

Projektergebnisse

Zielerreichung qualitativ

  • Zielgruppendefinition für das Projekt
  • Qualifizierte Aussagen zum Anstieg von Fällen sowie über die Qualität der Bedarfe durch Befragung sämtlicher Akteure, die mit der Zielgruppe in Berührung kommen
  • Es wurden Akteure erreicht, eingebunden und zu verbindliche Kooperationen gewonnen, die nicht primär die Zielgruppe im Blick hatten
  • Datenlage Ortsspezifisch von Relevanz
  • Verbindliche Vernetzungs- und Kooperationsvereinbarungen an den entscheidenden Schnittstellen sind geschlossen
  • Fallkonferenzen wurden strukturell und verbindlich implementiert
  • Ein Notfallwohnungsangebot mit entsprechenden Clearingsetting im Umfang von 2 Plätzen in einem Kreis implementiert
  • Kooperationsvereinbarung im Kreis Kleve über eine verbindliche Zusammenarbeit zwischen Ordnungsbehörde und Wohnungslosenberatung für die Zielgruppe auf den Weg gebracht
  • Verbindliche akteursübergreifende Arbeitskreise, die die Zielgruppe im Zentrum der Aufmerksamkeit haben, wurden verstetigt und werden nach Projektende fortgeführt
  • Verbindliche Absprachen zur Inobhutnahme von 16-17-jährigen durch die Jugendhilfe unter Einbeziehung der Wohnungslosenberatung
  • Verbindliche Präventionsvereinbarung mit einer Kreishandwerkerschaft im Kreis Borken
  • Arbeitshilfe entstanden zur Präventionsarbeit an Schulen
  • Handbuch zur Orientierung im Hilfesystem in der Region Moers-Xanten entstanden
  • Orientierungs- und Navigationshilfen entstanden
  • Ein Label WohnPerspektiven mit Grundsätzen und Haltungen, konkreten örtlichen Vereinbarungen u.ä. ist als strukturelle Idee für das MAIS entstanden, um Qualitäten einer integrierten Wohnungsnotfallhilfe für junge Erwachsene zu sichern

Zielerreichung quantitativ

  • 18 lokale WohnPerspektiven und 9 strukturelle WohnPerspektiven definiert
  • Es konnte eine große Anzahl von Akteuren zur aktiven Mitgestaltung von Prozessen angerpochen und gewonnen werden

Weitere Effekte

  • In den Kommunen, der Politik und Akteuren konnte die Zielgruppe in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden
  • Das Thema Prävention konnte gezielt angegangen werden und ist in Schulen und Bildungseinrichtungen in zwei Kreisen nachhaltig implementiert
  • Ein Label von WohnPerspektiven ist in der Arbeit des Projektes entstanden, mit inhaltlichen Qualitätsmerkmalen für die Arbeit mit der Zielgruppe hinterlegt und bei den Akteuren bekannt
  • Es sind mehrere schriftliche Vereinbarungen getroffen worden, die für Nachhaltigkeit nach Projektende garantieren

Nachhaltigkeit

Verstetigung von Personal und Strukturen

An allen drei Standorten haben die Mitarbeiterinnen des Projektes einen Arbeitsvertrag in den vorhandenen Diensten der Wohnungslosenhilfe bekommen. Damit bleiben die Personen aus dem Projekte an den Standorten bestehen, die die Ideen und die Ergebnisse des Projektes weiter im Blick haben werden.

finanzielle Absicherung nach Projektende

Kontakt:
Dr. Ulrich Thien und Aiga Wegmann-Sandkamp
Kardinal-von-Galen-Ring 45
48149 Münster
Tel.: 0251 8901-296 und 0251 8901-363
E-Mail: thien [at] caritas-muenster.de (thien[at]caritas-muenster[dot]de), wegmann-sandkamp [at] caritas-muenster.de (wegmann-sandkamp[at]caritas-muenster[dot]de)

Weitere Beteiligte:
Caritasverband Kleve e.V., Caritasverband Moers-Xanten e.V., Verein für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen