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Potenziale von Menschen mit Behinderungen heben

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner die „Gemeinsamen Initiative zur Stärkung der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt Nordrhein-Westfalens“ auf und vor einer Treppe

Menschen mit Behinderungen und offene Stellen besser zusammenbringen: Inklusionsinitiative von Ministerium, Bundesagentur für Arbeit, Arbeitgebern und Unterstützungssystem gestartet

Minister Laumann: Potenziale von Menschen mit Behinderungen müssen besonders in Zeiten des Arbeitskräftemangels erkannt werden

Mit der „Gemeinsamen Initiative zur Stärkung der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt Nordrhein-Westfalens“ wollen die Landesregierung, Arbeitgeberinnen- und Arbeitgebervertreter, die Bundesagentur für Arbeit, der Deutsche Gewerkschaftsbund, Akteure des Unterstützungssystems, darunter Inklusionsämter, Renten- und Unfallkassen, sowie weitere Partner Menschen mit Behinderungen und offene Stellen künftig besser zusammenbringen. Alle Beteiligten haben die Initiative am heutigen Mittwoch, den 10. April 2024, in Düsseldorf unterzeichnet.

10. April 2024

53.000 Menschen mit einer Schwerbehinderung sind arbeitslos gemeldet, rund die Hälfte von ihnen, circa 25.000, hat eine abgeschlossene berufliche oder akademische Ausbildung. Gleichzeitig suchen Unternehmen dringend Arbeits- und Fachkräfte – etwa 140.000 gemeldete offene Stellen gibt es in Nordrhein-Westfalen. Dennoch gelingt es schwerbehinderten Arbeitslosen immer noch seltener als nichtbehinderten, eine Beschäftigung am allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden. 

Wie sehr sowohl Arbeitgeber als auch Menschen mit Behinderungen profitieren, wenn sie zusammenfinden, zeigt das Unternehmen BSH Tür- und Tortechnik GmbH aus Jüchen. Ihr Seniorchef Hubert Wißdorf berichtete von den Erfahrungen in der Praxis.

Für Arbeitsminister Karl-Josef Laumann ein eindrucksvolles Beispiel: „Menschen mit Behinderung haben große Potenziale, von denen Unternehmen profitieren können und die besonders in Zeiten des Arbeitskräftemangels endlich erkannt werden müssen. Wir brauchen jede und jeden, um die Herausforderungen der Zeit zu stemmen. Inklusion ist ein wichtiger Baustein beim Weg aus der Fachkräftekrise und die Nachfrage nach Arbeitskräften am Arbeitsmarkt so hoch wie selten zuvor. Dennoch haben arbeitslose Menschen mit Behinderungen nach wie vor geringe Chancen, eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen, das können und wollen wir nicht akzeptieren. Die Inklusionsinitiative ist ein Meilenstein, denn mit ihr bekennen sich ihre Partner erstmals gemeinsam dazu, die Inklusion von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt zu unterstützen und die Chancen für alle Beteiligten stärker in den Blick zu nehmen.”

Unter Begleitung des Arbeitsministeriums haben die Partner mit der Inklusionsinitiative einen neuen Weg eingeschlagen, der sowohl Unternehmen helfen soll, geeignete Mitarbeitende zu gewinnen und zu binden, als auch Menschen mit Behinderungen bei der Inklusion in Beschäftigung zu unterstützen. Die vielfältigen Unterstützungsleistungen sind sowohl den Unternehmen als auch den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit Behinderungen oftmals nicht bekannt. Die Initiative sorgt für mehr Vernetzung und Austausch zwischen den Partnern und bietet eine Möglichkeit zum regelmäßigen Austausch, zum besseren Verständnis und zur Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen. Sie will außerdem dafür werben, dass Menschen mit Behinderungen und offene Stellen besser zusammenfinden.  

Johannes Pöttering, unternehmer nrw: „Inklusion wird in der nordrhein-westfälischen Wirtschaft gelebt. Dafür stehen die vielen Betriebe, die Menschen mit Behinderung hierzulande beschäftigen. Verbände und Unternehmen tun viel dafür, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung noch weiter zu stärken. Denn dies ist nicht nur ein wichtiges gesellschaftliches Anliegen, es ist auch ein Beitrag zur Fachkräftesicherung. Damit dies noch besser gelingt, braucht es gute Beratung und Unterstützung, die sinnvoll vernetzt, praxisnah aufgestellt und bekannt ist. Ich begrüße daher die Initiative, die wir heute vereinbart haben und die sich genau diese Ziele setzt. Richtig ist auch, dass im Zuge der Initiative gute Beispiele und damit die Chancen von Inklusion noch sichtbarer gemacht werden.“

Anke Unger, Deutscher Gewerkschaftsbund NRW: „Der Arbeitsmarkt ist längst nicht inklusiv und Menschen mit Behinderung sind immer noch stark benachteiligt – daran hat sich in den letzten Jahren nichts verbessert. Im Gegenteil: Vor allem die Langzeitarbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderung steigt stetig an. Wir können und wollen aber auf niemanden verzichten. Deshalb ist die Inklusionsinitiative ein gutes Signal und nun sind die Arbeitgeber gefordert, sie mit Leben zu füllen. Grundsätzlich zeigt sich: Mitbestimmte Betriebe sind besser darin, schwerbehinderte Menschen in Arbeit zu integrieren. Betriebs- und Personalräte sowie deren Schwerbehindertenvertretungen brauchen deshalb mehr Ressourcen und Unterstützung bei ihrer Arbeit.“

Roland Schüßler, Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit: „Menschen mit einer Behinderung haben es am Arbeitsmarkt häufig nicht leicht. Deshalb freue ich mich sehr über die gemeinsame Initiative für schwerbehinderte Menschen, die wir nun zusammen mit den Vertretern der Arbeitgeber starten. Zudem wächst die Bedeutung von Inklusion. 80 Prozent der offenen Stellen sind mindestens Fachkraftstellen. Gleichzeitig haben mehr als 25.000 arbeitsuchende Menschen mit einer abgeschlossenen beruflichen oder akademischen Ausbildung einen Grad der Behinderung. Da passt etwas gut zusammen. Deshalb haben wir uns als Partner darauf verständigt, gemeinsam bei Arbeitgebern für Inklusion zu werben, zu informieren, aufzuklären und zu den sehr guten Unterstützungs- und Förderangeboten zu beraten. Als Agenturen für Arbeit und Jobcenter stehen wir in der Startposition, um gemeinsam mit Unternehmen und Betrieben Menschen mit einer Behinderung in Arbeit zu bringen. Die Mittel sind da, und wenn wir als arbeitsmarktpolitische Partner alle unsere Möglichkeiten nutzen, können wir flächendeckende Akzeptanz und ein Interesse an Inklusion im Arbeits- und Ausbildungsmarkt befördern.

Ulrike Lubek, Landschaftsverband Rheinland: „Ein Kernelement der Arbeit des LVR ist es seit vielen Jahren, die Chancen und die Inklusion von Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen und zu fördern. Gemeinsam mit unseren Partnern, wie den Integrationsfachdiensten und den Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber, blicken wir dabei stolz auf die Erfolge, bei denen wir bereits zusammen mit den Arbeitgebern im Rheinland Barrieren abbauen und Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Arbeitsleben ermöglichen konnten. Auf unserem weiteren Weg zu diesem Ziel markiert die Inklusionsinitiative einen wichtigen Schritt, damit noch mehr Menschen Zugang zu einer inklusiven Arbeitswelt erhalten, in der sie ihr volles Potenzial entfalten können. Nach der Staatenprüfung Deutschlands hinsichtlich der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Genf im letzten Jahr müssen Anstrengungen über alle staatliche Ebenen hinweg abgestimmt und verstärkt werden.“ 

Dr. Georg Lunemann, Landschaftsverband Westfalen-Lippe: „Wir beim LWL wollen einen Beitrag mit unserem neuen Programm ‚Aufbruch – 3 mal 10 Prozent‘ leisten: Wir wollen zehn Prozent der Menschen mit Behinderung aus den Werkstätten in Westfalen-Lippe in den ersten Arbeitsmarkt bringen. Wir wollen zweitens als LWL mit gutem Beispiel vorangehen und unsere eigene Schwerbehindertenquote auf zehn Prozent hochschrauben, doppelt so viel wie vorgeschrieben. Und wir wollen drittens die Arbeitslosenquote von Menschen mit Behinderung bis 2030 um zehn Prozent senken."

Claudia Middendorf, Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung: „In der heutigen Zeit des Arbeitskräftemangels brauchen wir die Menschen mit Behinderung mehr denn je. Sie sind eine wichtige Säule für den Arbeitsmarkt.”

Die Unterzeichnenden verständigen sich darauf, gemeinsam die Inklusion am Arbeitsmarkt zu unterstützen und die Chancen für alle Beteiligten stärker in den Blick zu nehmen. Sie wollen auf förderliche Rahmenbedingungen hinwirken, in den eigenen Organisationen dafür werben und gute Beispiele für eine gelingende Umsetzung verbreiten. So soll insbesondere eine noch größere Transparenz über bereits bestehende Beratungs- und Unterstützungsangebote geschaffen, sowie deren Vernetzung gestärkt werden.

Die Unterzeichnenden sind: 

  • Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen
  • Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten in Nordrhein-Westfalen
  • Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit
  • Deutscher Gewerkschaftsbund NRW
  • Deutsche Rentenversicherung Bund
  • Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See
  • Deutschen Rentenversicherung Rheinland
  • Deutsche Rentenversicherung Westfalen
  • Verband Freier Berufe im Lande Nordrhein-Westfalen e. V.
  • Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege NRW
  • Industrie- und Handelskammer (IHK) NRW
  • Landesarbeitsgemeinschaft Inklusionsfirmen NRW (Region Westfalen Lippe und Region Rheinland)
  • Landkreistag Nordrhein-Westfalen
  • Landschaftsverband Rheinland
  • Landschaftsverband Westfalen-Lippe
  • Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen
  • Städtetag Nordrhein-Westfalen
  • Unfallkasse Nordrhein-Westfalen
  • unternehmer nrw
  • Westdeutscher Handwerkskammertag