
Wertschätzung forciert die berufliche Integration
Im Rahmen der Fachkräftetour nahm Minister Karl-Josef Laumann am 06.11.2024 am Fachkräftekongress in der Region Münsterland teil. Im Mittelpunkt standen dabei Best-Practice-Beispiele aus der Personalarbeit von Unternehmen – insbesondere mit Blick auf qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland.
Globale Rohstoffengpässe, Umweltauflagen und Digitalisierungsdruck machen der Baubranche zu schaffen. Hinzu kommt der Fachkräftemangel. Er betrifft sowohl handwerkliche als auch planerische und technische Berufe. Wie sollen Unternehmen darauf reagieren? Am besten so wie die Hagemeister GmbH & Co.KG in Nottuln: Sie deckt einen Teil ihres Bedarfs an qualifizierten Arbeitskräften durch die eigene Ausbildung junger Menschen in gleich sechs verschiedenen Berufen ab, darunter „Elektroniker für Betriebstechnik“ und „Prüftechnologen für Keramik“.
Zugleich nutzt das Unternehmen das Potential von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Dabei unterstützt der Betrieb laut Geschäftsführerin Dr. Christina Hagemeister „planmäßig und intensiv beim Spracherwerb durch wöchentlichen Deutschunterricht im Unternehmen“. Anerkennende Worte für die Strategie fand Minister Laumann bei seinem Betriebsbesuch im Rahmen seiner Fachkräftetour, dessen letzte Station die Region Münsterland war: „Hagemeister leistet mit seinem Onboarding-Programm einen wichtigen Beitrag dazu, dass die neuen Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland gut hier ankommen, sich aufgenommen fühlen und auch langfristig bleiben möchten.“ Hier wird Fachkräftegewinnung mit langfristiger Fachkräftesicherung kombiniert.
Potential qualifizierter Arbeitskräfte aus dem Ausland
Auf das Potential qualifizierter Arbeitskräfte aus dem Ausland ging der Minister beim anschließenden, von der Regionalagentur Münsterland gemeinsam mit den Wirtschaftsförderungen der Kreise Coesfeld und Borken sowie der Agentur für Arbeit organisierten Fachkräftekongress im Rahmen seiner Ausführungen zur Fachkräfteoffensive NRW noch mal ausführlicher ein. Angesichts des Fachkräftemangels ist es unerlässlich, dass wir niemanden zurücklassen. Die inländischen Potenziale allein können den Bedarf nicht decken, weshalb wir dringend qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland benötigen. Es ist wichtig, ihre Zuwanderung wertzuschätzen und ihnen attraktive Rahmenbedingungen zu bieten. Dazu gehört nicht nur die Rekrutierung, sondern auch die erfolgreiche Eingliederung in das Arbeitsumfeld und die Gesellschaft. Erfreulicherweise, hob Karl-Josef Laumann hervor, hat sich die Zahl der Anerkennungen von Berufsabschlüssen in den letzten Jahren sehr deutlich erhöht. Da, wo ein Anerkennungsverfahren nicht möglich oder nicht gewollt ist, so der Minister weiter, gebe es zusätzliche Wege zur Sichtbarmachung wie etwa Validierungsverfahren, eine verkürzte Ausbildung oder eine Externenprüfung.
Zur Sprache kam aber auch die Fachkräftesituation speziell in der Region Münsterland. So fehlten beispielsweise im Arbeitsagenturbezirk Coesfeld laut einer Auswertung des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) Ende 2023 mehr als 6.700 beruflich qualifizierte Fachkräfte – vier Jahre zuvor lag der Wert noch bei knapp 4.000 Personen.
Navigationshinweise zur Galerie
Benutze im nächsten Element die Pfeiltasten links und rechts zum Blättern der Galerie
Etablierung einer Willkommenskultur
Die Landesregierung hat längst auf die Tatsache reagiert, dass der Bedarf an Personen mit einer dualen Berufsausbildung besonders stark wächst: Zum Beispiel mit dem Programm „Ausbildungswege NRW, den Übergangslotsen sowie den Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern. Zusammengerechnet sind so 31 Coaches im Übergangssystem von der Schule in den Beruf allein im Münsterland im Einsatz. Aber auch die Vermittlungsoffensive für Arbeitsuchende im Leistungsbezug, die Meisterprämie im Handwerk oder die Vereinbarung für mehr Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sind nachweislich wirkungsvolle Maßnahmen zur Fachkräftesicherung.
Weitere Aktivitäten sind geplant: Im Bereich der Gewinnung ausländischer Fachkräfte, die grundsätzlich in eigener Verantwortung der Unternehmen liegt, plant die Landesregierung den Aufbau eines Beratungs- und Unterstützungsangebots, das Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber beim Anwerbungsprozess und der Etablierung einer Willkommenskultur unterstützen soll.
Dazu passten Inhalt und Titel des Fachkräftekongresses. Er lautete: „Welt als Chance: Fach- und Arbeitskräfte aus dem Ausland“ und ist bereits die fünfte Runde der regionalen Initiative „#einfach machen“. Sie will Anstöße geben für eine gute Personalarbeit in den Unternehmen. Wie „gute Personalarbeit“ aussehen sollte und welche Rahmenbedingungen dafür erforderlich sind, darüber diskutierte Minister Laumann in einer ersten Podiumsrunde mit Dr. Christian Schulze Pellengahr (Landrat des Kreises Coesfeld), Dr. Kai Zwicker (Landrat des Kreises Borken), Frank Thiemann (Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Coesfeld) und Dr. Christina Hagemeister, der Geschäftsführerin Hagemeister GmbH & Co. KG.
Beispiele guter Personalarbeit
In einer zweiten Podiumsrunde zeichnete die Initiative „#einfach machen“ 20 regionale Unternehmen für ihre Ideen zum Onboarding von Fachkräften aus dem Ausland aus. Aus der Fülle an Vorbildern für eine gute Personalarbeit hier nur vier kurze Beispiele zur Illustration: Die WECON GmbH unterstützt Fachkräfte aus Drittstaaten bei der Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Berufsabschlüsse sowie bei notwendigen Anpassungsqualifizierungen und der Integration.
Das Landhotel Restaurant HermannsHöhe wiederum rekrutiert schon seit vielen Jahren erfolgreich junge Menschen aus Indonesien für eine Ausbildung in NRW, kombiniert mit einer intensiven Begleitung und Unterstützung bei deren Integration ins Team und in den Alltag.
Ebenso international agiert die shopmacher eCommerce GmbH & Co. KG mit ihren Teams in Vietnam, die genauso ins Unternehmen integriert sind wie die Beschäftigten in Deutschland. Arbeitssprache ist Englisch und Team-Coaches kümmern sich um Onboarding, Kommunikation und die Steuerung der Teams.
Umfassend auch die Aktivitäten der Christophorus Trägergesellschaft mbH beim Onboarding von ausländischen Beschäftigten: Unterstützt werden sie nicht nur bei der fachlichen Einarbeitung, sondern auch bei der persönlichen und sozialen Integration in Deutschland. Dafür hat die Gesellschaft eigens eine Vollzeitstelle geschaffen. Zur Onboarding-Strategie gehören hier der Empfang schon am Flughafen, die Versorgung mit Wohnraum und die anfängliche Begleitung bei Behördengängen.
Wirkungsvolle Aktivitäten
„Der Ministerbesuch“, resümierte Julia Roesler, Leiterin der Regionalagentur Münsterland, „unterstreicht noch mal die große Bedeutung des Themas Fachkräftesicherung für unsere Region. Zugleich demonstriert er Wertschätzung gegenüber den vielen guten und wirksamen Aktivitäten der Unternehmen in diesem Handlungsfeld.“
Besonders rege ist in diesem Bereich die Regionalagentur selbst - immer in Kooperation mit allen relevanten regionalen Partnern. Zu den Aktivitäten zählen zum Beispiel ihre Mitwirkung bei der Initiative „#einfach machen“ sowie bei der Internet-Plattform "Aus(bildungs)checker" und dem hier entwickelten Online-Ratgeber für Eltern. Des Weiteren die Aktion „Berufliche Weiterbildung zur Chefsache erklärt“, wozu auch gehört, in "vernetzten Bildungsräumen zu denken und zu handeln“, die Inklusionskampagne, „um Menschen mit Behinderungen für den Arbeitsmarkt zu gewinnen und Unternehmen für das Thema zu sensibilisieren“, sowie eine besondere Aktion zur Gewinnung speziell von Fachkräften für die Fahrzeugführung im Straßenverkehr, „denn Mobilität ist in einem ländlich strukturierten Raum wie dem Münsterland auch für Unternehmen und Fachkräfte von besonderer Relevanz.“
In der Summe unverzichtbare Unterstützungsangebote in einer Region mit besonderer Wirtschaftsstruktur, die von Kleinbetrieben geprägt ist. Julia Roesler: „Rund 95 Prozent aller Unternehmen hier haben weniger als 50 Beschäftigte. Für sie ist Unterstützung sehr wichtig und die funktioniert nur in der Zusammenarbeit aller arbeitsmarktpolitischen Akteure in der Region“. Ganz im Sinne des Ministers, der auch im Münsterland betonte: „Lösen können wir das Fachkräfteproblem nur gemeinsam.“