
Minister Laumann auf Fachkräftetour im Mittleren Ruhrgebiet
Fachkräftegewinnung - Erfolgsfaktor Frau
Bei seiner landesweiten Fachkräftetour machte Arbeitsminister Karl-Josef Laumann am 27. Juni 2024 im Mittleren Ruhrgebiet Halt. Hier nahm er an einem Fachkräftekongress teil. Der pointierte Titel: „Potenziale aus dem In- und Ausland – Erfolgsfaktor Frau“. Zuvor hatte er ein Unternehmen besucht, das jungen Frauen ermöglicht, eine Ausbildung in männertypischen Berufen zu absolvieren.
Noch immer sind Frauen im Berufsleben unterrepräsentiert – und damit zugleich eins der größten Potentiale für die Fachkräftegewinnung! Die Bilfinger arnholdt GmbH in Herne hat die Chance erkannt. Sie bildet Frauen zu Gerüstbauerinnen oder Seilzugangstechnikerinnen aus, also in männerdominierten Berufen. Offensichtlich mit wirtschaftlichem Erfolg, denn das Unternehmen ist Marktführer in seinem Metier.
Für Minister Karl-Josef Laumann ein guter Grund, auf seiner Fachkräftetour im Mittleren Ruhrgebiet zunächst die Bilfinger arnholdt GmbH zu besuchen. Hier arbeiten 120 der insgesamt 1.500 Beschäftigten des Unternehmens. Von Geschäftsführer Ingo Halfter und Kai Grothuesmann, Abteilungsleiter Logistik und Prokurist, hörte er: „Wir freuen uns über jede Frau, die wir zur Gerüstbauerin und Industriekletterin ausbilden.“ Das wiederum freute den Minister, der im Rahmen der Fachkräfteoffensive NRW für eine größere Erwerbsbeteiligung von Frauen wirbt: „Angesichts der zentralen Herausforderung des Fachkräftemangels können wir es uns nicht leisten, auf die Arbeitskraft von Frauen zu verzichten.“
Noch aber liegt der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in der Region Mittleres Ruhrgebiet wie auch im Land bei gerade mal 46 Prozent, von denen zudem exakt die Hälfte in Teilzeit beschäftigt ist. Deshalb ruft der Minister dazu auf, „die hier vorhandenen Potentiale für den Arbeitsmarkt bestmöglich zu nutzen“ und stellt dabei zugleich klar: „Dafür müssen wir dringend bessere Rahmenbedingungen schaffen!“
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Gleiche Chancen für Frauen
Wie bessere Rahmenbedingungen für die Erwerbstätigkeit von Frauen aussehen können, war später Thema beim Fachkräftekongress „Potenziale aus dem In- und Ausland – Erfolgsfaktor Frau“, organisiert von der Regionalagentur Mittleres Ruhrgebiet.
In seiner Begrüßungsrede wies Dr. Frank Dudda, Oberbürgermeister der Stadt Herne, auf die große Bedeutung der Fachkräftesicherung für die Entwicklung der Wirtschaftsregion Mittleres Ruhrgebiet hin, denn: „Das vorhandene Arbeitskräftepotenzial zählt zu den Standortfaktoren, die die Ansiedlung neuer Unternehmen maßgeblich beeinflussen. Die Qualifikationen und Potenziale von Frauen aus dem In- und Ausland sind dabei ein entscheidender Faktor.“
So sieht es auch Minister Laumann, der bei seiner Rede die Forderung nach besseren Rahmenbedingungen konkretisierte: „Hierzu gehören beispielsweise flexible Arbeits- und Ausbildungsmodelle und eine Unternehmenskultur, die Frauen gleiche Chancen bietet.“ Dabei wies er auf die Tatsache hin, „dass geflüchtete Frauen noch häufiger als Frauen ohne Migrationshintergrund Trägerin der häuslichen Sorgearbeit sind. Ihre Beschäftigung setzt voraus, dass Beruf und Familie gut miteinander vereinbar sind.“
Ein bewährtes Instrument für eine bessere Vereinbarkeit ist das ESF-geförderte Landesprogramm „Teilzeitberufsausbildung: Einstieg begleiten - Perspektiven öffnen" (TEP), „ein Ausbildungsangebot für flexible Lebenssituationen und Herausforderungen“, so Karl-Josef Laumann, das zusätzlich dazu beiträgt, die Attraktivität von Ausbildung zu erhöhen, mehr Ausbildungsinteressierte zu erreichen und Unternehmen für das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu sensibilisieren.
Viel Verständnis zeigte der Minister für Kritik an unübersichtlichen und bürokratischen Verfahren, wenn es um die Anwerbung und Integration von Fachkräften aus Drittstaaten geht, darunter viele Frauen. Hier hatte er eine erfreuliche Antwort parat: So sorgen seit Juni 2024 die Anerkennung von Schulzeugnissen per Allgemeinverfügung für sieben Länder sowie die Möglichkeit für nordrhein-westfälische Pflegeschulen, Schulzeugnisse von Ausbildungsinteressierten aus Drittstaaten vorab prüfen zu lassen, für einen beschleunigten Zugang zur Ausbildung in einem Pflege- oder Gesundheitsfachberuf, also in einer Branche, die vom Fachkräftemangel besonders betroffen ist.
„Egal, wo man herkommt, wichtig ist allein, wo man hinwill“
Rund 170 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Bildungseinrichtungen und Politik nahmen am Fachkräftekongress teil, in deren Mittelpunkt die von Kyra Preuß (WDR) moderierte Podiumsdiskussion stand. Hier ging es um die Frage, wie Unternehmen Frauen bei der Fachkräftesicherung gezielter in den Fokus nehmen und sie durch passende (Weiterbildungs-) Strategien langfristig binden können.
Mit klaren Worten beschrieb zunächst Christopher Meier, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Agentur für Arbeit in Bochum, die Ausgangslage: „Dem deutschen Arbeitsmarkt werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten deutlich weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.“ Die entscheidenden Antworten darauf seien „konkurrenzfähige Angebote bei der Ansprache von ausländischen Fachkräften“ sowie die vom Minister angesprochene Verbesserung beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wozu für ihn vor allem flexiblere Arbeitszeitmodelle zählen.
Silvia van Loosen vom Personal-Netz e.V. in Gevelsberg, bemängelte, „dass Frauen mit Migrationsgeschichte wegen fehlender Anerkennung von Qualifikationen ihr Potenzial nicht entfalten können“ und Peter Lübbert, Geschäftsführer QBS Gewerkstatt gGmbH, unterstrich: „Weiterbildung zur Fachkraft hat Vorrang vor geringqualifizierter Beschäftigung.“ Zugleich erinnerte er daran, dass viele zugewanderte Frauen Probleme haben im Umgang mit gesetzlichen Regelungen etwa zum Aufenthaltsrecht oder beim Umgang mit Sozialbehörden, Finanzämtern oder Krankenkassen: „Hier gibt es immer noch einen hohen Beratungs- und Betreuungsbedarf.“
Vor welchen Hürden Frauen aus dem Ausland mitunter stehen, wenn es darum geht, in Wirtschaft und Arbeitswelt Fuß zu fassen und wie ihnen die Integration trotzdem gelungen ist, illustrierten in einem zwischengeschalteten Gespräch Dilvin Alias Amar, die ein Einstiegsqualifizierungsjahr (EQJ) für die Ausbildung zur Friseurin absolviert, sowie Desislava Ivelinova Dobreva, erfolgreiche Gründerin mit Migrationshintergrund.
Ein klares Statement war von Olesja Mouelhi-Ort zu hören, der Geschäftsführerin „Gewerbe- und Wirtschaftsförderung, Bildungspolitik“ bei der Handwerkskammer Dortmund: „Die Integration von Frauen, sowohl aus Deutschland als auch international, ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für das Handwerk. Frauen bereichern unsere Betriebe durch ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Blickwinkel“, betonte sie und ergänzte: „Das Handwerk hält für Frauen vielfältige Karrierechancen bereit!“
Dem konnte Michael Bartilla vom Bäckerinnungsverband WEST nur zustimmen: „Im Bäckerhandwerk arbeiten wegen der personellen Asymmetrie zwischen Produktion und Verkauf größtenteils Frauen. Der ´Erfolgsfaktor Frau` ist bei uns also mehr oder weniger systemimmanent. Kein Betrieb könnte ohne die vielen hochmotivierten Frauen, die mehrheitlich im Verkauf tätig sind, auch nur einen Tag existieren.“ Ob die Frauen dabei aus dem In- oder Ausland kommen, spiele keine Rolle: „Im Handwerk ist es egal, wo man herkommt, wichtig ist allein, wo man hinwill.“
Noch ausbaufähig: Flexibilität und Offenheit bei den Arbeitgebern
Aufgrund der vielen konstruktiven Diskussionsbeiträge war das Resümee von Marja Jongenelen und Yulia Stevenson, den Leiterinnen der Regionalagentur Mittleres Ruhrgebiet, durchweg positiv: „Die heutige Veranstaltung hat uns gezeigt, dass wir genug Flexibilität und Kreativität besitzen, um möglichst viele in- und ausländische Frauen-Potenziale zu heben.“
Die Schwerpunkte der Regionalagentur in diesem Handlungsfeld liegen nach ihrer Aussage in den Bereichen „Teilzeitberufsausbildung“ sowie „studienintegrierende Ausbildung“, denn auch sie bietet vor allem Frauen neue Chancen auf eine angemessene Erwerbsarbeit. Fest terminiert ist zudem die regionale Messe „Gesundheit und Pflege“, eine Branche mit gleichermaßen hohem Frauenanteil und Fachkräftebedarf. Auch hier ist die Politik gefordert, aber auch „Flexibilität und Offenheit der Betriebe“, so der Minister, denn: „Die Zeiten haben sich geändert.“
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