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Fachkräftetour – Emscher-Lippe-Region

Mann sitzt am Tisch

Minister Laumann auf Fachkräftetour in der Emscher-Lippe-Region

Im Rahmen seiner Fachkräftetour besuchte Minister Karl-Josef Laumann am 31.01.2024 die Emscher-Lippe-Region. Hier sprach er mit regionalen Akteuren über die aktuellen Herausforderungen und erforderlichen Maßnahmen zur Fachkräftesicherung. Zielgruppe der Fachveranstaltung waren vor allem die Beratungsfachkräfte aus Jobcentern und Arbeitsagenturen sowie die Kommunalen Koordinierungsstellen der Gebietskörperschaften als Schnittstelle im Übergangssystem Schule und Beruf.

Fachkräfte für die grüne Transformation - Fachveranstaltung „Praxistag Wasserstoff“ in der Region Emscher-Lippe

Im Rahmen der landesweiten Fachkräfteoffensive Nordrhein-Westfalen besuchte Arbeitsminister Karl-Josef Laumann am Mittwoch, 31. Januar 2024, die Emscher-Lippe Region, um vor Ort Einblicke in die Fachkräftesituation und die Wasserstoff-Industrie zu erhalten.

Wasserstoff spielt bei der Energiewende eine zentrale Rolle. Was viele nicht wissen: Einer der größten Erzeuger und Anwender von Wasserstoff in Europa ist die Region Emscher-Lippe. Um ihre herausragende Position in diesem Wachstumssektor festigen zu können, sind die Unternehmen dringend auf Fachkräfte angewiesen.

Das gilt auch für die Cummins Hydrogenics GmbH in Herten, die Minister Laumann bei seiner Fachkräftetour besuchte. Das auf der ehemaligen Steinkohlenzeche Ewald errichtete Unternehmen produziert Brennstoffzellensysteme für die ersten mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betriebenen Personenzüge der Welt. Ein weiteres Plus: Nach ihrem Einsatz werden die Brennstoffzellen hier vor Ort direkt wieder aufgearbeitet. Für Matthias Müller, Bürgermeister von Herten, ist klar: „Wer sehen und erleben möchte, wie Wasserstoff-Technologie von der Forschung bis zur Anwendung funktioniert, muss nach Herten kommen“

So wie Minister Laumann. Er sieht „großes Potenzial für Innovationen und Wachstum in diesem zukunftsweisenden Bereich“. Zugleich zeigte er sich überzeugt, „dass die Wasserstoff-Industrie nicht nur eine umweltfreundliche Energiealternative darstellt, sondern auch erhebliche Chancen für die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze bietet.“

Die neuen Arbeitsplätze auch besetzen zu können, ist Ziel der Fachkräfteoffensive NRW. Denn „nur mit gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, so Cummins-Geschäftsführer Dr.-Ing. Bernd Pitschak, „kann man innovative und qualitativ hochwertige Produkte herstellen.“ Um den Fachkräftenachwuchs zu sichern, ist das Unternehmen vorbildlich selbst aktiv – mit der Ausbildung junger Menschen etwa in den Berufsfeldern Mechatronik, Elektrotechnik und Logistik.

Mit seinem Geschäftsfeld ist Cummins Teil einer Wasserstoff-Strategie der Emscher-Lippe Region. Grund genug für Minister Laumann, sich gleich anschließend im Anwenderzentrum h2herten über innovative Anwendungen und Projekte im Bereich der grünen Wasserstoffnutzung zu informieren. Dass das Anwenderzentrum h2herten seinen Wasserstoffbedarf aus einer eigenen Windstromelektrolyseanlage deckt, war von Dr. Babette Nieder zu erfahren. DieGeschäftsführerin und Wasserstoffkoordinatorin der WiN Emscher-Lippe Gesellschaft zur Strukturverbesserung mbH stellte klar: „Fachkräfte sind der Schlüssel zur erfolgreichen Transformation.“

Innovativer Ausbildungsgang

Der Name ihrer Einrichtung – WiN – steht für „Wirtschaftsförderer Netzwerk“ und fungiert unter anderem als Koordinatorin der kommunalen Wirtschaftsförderungen. Angesiedelt ist hier auch die Regionalagentur Emscher-Lippe. Deren Leiterinnen, Petra Giesler und Marita Frank, waren am Tag des Ministerbesuchs zugleich Organisatorinnen der Fachveranstaltung „Praxistag Wasserstoff“ im Berufskolleg Technik und Gestaltung (btg) in Gelsenkirchen. Ausgewählt war der Tagungsort aus gutem Grund, denn das btg spielt eine entscheidende Rolle bei der Ausbildung junger Menschen auch im Bereich der Wasserstofftechnologie.

Hier im btg skizzierte Stefan Kulozik, Leiter der Abteilung Arbeit und Qualifizierung im Arbeitsministerium, die Strategie der Fachkräfteoffensive NRW. Er bezeichnete das Berufskolleg in Gelsenkirchen als „Ort, wo großes Potential zur Sicherung von zukünftigen Fachkräften für die Unternehmen in unserem Land steckt.“ Ziel müsse sein, so viele junge Talente wie möglich zügig in Ausbildung zu bringen. Damit das gelingt, stellt das Land jungen Menschen jährlich weit mehr als 800 Coaches, Lotsen und Begleiter zur Unterstützung beim Berufseinstieg bereit.

Um die Fachkräfte der Zukunft speziell auch für die grüne Transformation passgenau bereitstellen zu können, hatten gleich mehrere Unternehmen der Region angeregt, die Ausbildung zum Mechatroniker, zur Mechatronikerin mit dem Schwerpunkt Wasserstoff zu entwickeln. Das btg hat unverzüglich reagiert. Schon bald war der neue Ausbildungsgang kreiert. Schulleiter Uwe Krakau: „Es war und ist beeindruckend, wie auf dem Weg zum neuen Bildungsgang alle Beteiligten - Schule, Ausbildungsbetriebe, Stadt Gelsenkirchen und Bezirksregierung Münster - zusammengearbeitet haben.“

Starten soll der neue Ausbildungsgang noch in diesem Jahr. Stefan Kulozik vom MAGS NRW versprach, sich in Kooperation mit dem Ministerium für Schule und Bildung persönlich dafür einzusetzen, dass innovative Zertifizierungen wie hier mit dem Schwerpunkt Wasserstoff zukünftig schneller und unbürokratischer als bisher realisiert werden können.

Zwei Unternehmensvertreter, die sich bei der Etablierung der neuen Ausbildung besonders engagiert hatten, waren bei der Veranstaltung mit dabei: Marius Mann, Leiter Personal bei ZINQ Gelsenkirchen GmbH & Co. KG, und Dirk Lewald, Ausbildungsleiter bei Uniper SE. Sie appellierten an Schulen und Eltern, mit dazu beizutragen, das Wissensniveau der jungen Menschen speziell in mathematisch-technischen Fächern zu optimieren und deren Ausbildungsreife sicherzustellen.

Von Beginn an ausbildungsreif waren drei Auszubildende von Uniper SE, die anschließend berichteten, warum sie sich für ihre jeweiligen Ausbildungsberufe entschieden hatten: Mats Schulte-Zweckel (Mechatroniker), Philipp Strajhahr (Elektroniker für. Betriebstechnik) und Noah Jorczik (Industriemechaniker). Unisono machten sie klar: die Ausbildung in einem klimarelevanten Unternehmen ist attraktiv, der Job gut bezahlt und zukunftssicher.

Einer der drei, der sich privat bei der Freiwilligen Feierwehr engagiert, hatte dort unter den jungen Menschen schön öfter erfolgreich für eine „klimarelevante“ Ausbildung geworben. Für Stefan Kulozik vom MAGS ein vorbildlicher Einsatz, denn: „Es ist gut, wenn junge Menschen ihren Eltern und Gleichaltrigen erzählen, wie attraktiv ihre Berufsbilder sind und welche positiven Erfahrungen sie in ihrer Ausbildung machen konnten.“

Geeignetes Personal

Zum Stand und Entwicklung der Wasserstofftechnologie anhand ausgewählter Beispiele aus der Roadmap Emscher-Lippe referierte anschließend Nils Westerveld von der Wasserstoffkoordination der WiN Emscher-Lippe GmbH. Für dies Entwicklung und die Nutzung von Wasserstoff bedarf es in naher Zukunft einer erheblichen Anzahl von Fachkräften in unterschiedlichsten Berufen.

Dem schloss sich eine Talkrunde zu den „Gelingensfaktoren bei der Gewinnung und Bindung von Fachkräften für die Grüne Transformation der Emscher-Lippe-Region“ an. Zu Wort kamen hier wieder die Unternehmen. Dr. Andreas Lützerath, Technischer Vorstand der TRIMET Aluminium SE, illustrierte mit der Formulierung vom „Druck im Kessel“ die extrem angespannte Situation bei der Fachkräftesicherung in der Industrie. Nicht anders die Lage im Handwerk, so Lars Stettinus, Geschäftsführer der Elektro Technik Stettinus GmbH. Angesichts der ausgezeichneten Auftragslage könnte sein Betrieb „einstellen ohne Ende“ – wenn es denn genug geeignete Bewerberinnen und Bewerber gäbe.

Genau an der Stelle kamen die Geschäftsführungen von Arbeitsagenturen und Jobcentern ins Spiel, namentlich Valeska Hurraß (Arbeitsagentur Gelsenkirchen),  und Anke Schürmann-Rupp (Jobcenter Gelsenkirchen). Sie stellten die Fülle an Unterstützungsleistungen im Kontext von Aus- und Weiterbildung vor, darunter die Einstiegsqualifizierung, die assistierte Ausbildung oder auch die Qualifizierungen am Arbeitsplatz – Angebote, die letztlich alle der Fachkräftesicherung dienen. Joachim Beyer, Geschäftsführer der WiN Emscher-Lippe GmbH, erklärte für die Wirtschaftsförderungen in der Emscher-Lippe-Region deren Fokus beim Thema Fachkräfte. Der Fokus läge zum einen darin, die Region als Standort attraktiv mitzugestalten, zu stärken und zu bewerben. Zum anderen unterstützen sie dabei, die Themen Wasserstoff und Nachhaltigkeit stärker ins Bewusstsein der Menschen zu bringen.