Chance Zukunft – ein nachhaltiges Programm-Angebot für junge Menschen mit vielfältigen Scheiternserfahrungen
Das Modellprojekt "Chance Zukunft" wurde mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen, des Europäischen Sozialfonds (ESF) und durch die finanzielle Beteiligung von 28 regionalen Jobcentern ermöglicht. Im Rahmen von "Chance Zukunft" wurde ein sehr individuelles und niedrigschwelliges Angebot zur Unterstützung von arbeitsmarktfernen jungen Menschen mit vielfältigen Erfahrungen des Scheiterns entwickelt und in der Praxis erfolgreich erprobt.
Das Konzept: Das Modellprojekt "Chance Zukunft" wurde vom Kolping-Berufsbildungswerk Essen im Trägerverbund mit den neun weiteren Berufsbildungswerken in NRW umgesetzt. Es richtete sich an junge Menschen, die zwischen 18 und 35 Jahre alt waren, Leistungen nach dem SGB II erhielten und denen der Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder in Arbeit besonders schwerfiel. Hemmnisse und Belastungen waren beispielsweise: Probleme im familiären Zusammenleben, gesundheitliche Einschränkungen und Suchterfahrungen, fehlende Berufserfahrungen oder Qualifikationen, eine schwierige Wohnsituation oder traumatische Erlebnisse.
Im Rahmen des Modellprojekts erfuhren die Teilnehmenden intensive individuelle Unterstützung in den unterschiedlichen Lebensbereichen. Im Fokus stand zunächst die Stabilisierung der persönlichen Situation und im weiteren Verlauf dann die praxisnahe berufliche Orientierung.
Ziel war es, die Teilnehmenden zu befähigen, in Schule, Ausbildung oder Arbeit (wieder) einzusteigen oder sie für Angebote der Jobcenter, Arbeitsagenturen und andere Unterstützungsdienste (wieder) erreichbar zu machen.
Insgesamt über 900 junge Menschen haben teilgenommen, mehr als der Hälfte der Teilnehmenden gelang es, sich persönlich zu stabilisieren und beruflich oder schulisch Zukunftsperspektiven zu entwickeln und umzusetzen.
Jobcenter machen weiter - Ansatz des Modellprojekts wird fortgeführt
Nach Projektabschluss haben die Jobcenter beispielsweise mit dem Paragrafen 16 h SGB II eine gesetzliche Möglichkeit, das Modell fortzusetzen und das Konzept für die Zielgruppe zu verstetigen. Im Interview schildern Leiter von Jobcentern, die am Modellprojekt teilnahmen, ihre Erfahrungen und erläutern die Weiterführung.
Gute Praxis – Berufsbildungswerke erproben "Chance Zukunft"
Zehn Berufsbildungswerke aus NRW haben sich am Modellprojekt beteiligt, darunter die Berufsbildungswerke Benediktushof Maria Veen, Bethel und Niederrhein. Die Praxisberichte mit Fotogalerie stellen das Engagement der Akteure und Akteurinnen vor und zeigen, wie die Teilnehmenden von der individuellen Begleitung profitiert haben. Bei allem Erfolg wird deutlich: Empowerment zu Teilhabe und Integration braucht langen Atem.
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next prev 1 von 14 G.I.B./Foto Dietrich Hackenberg Galerie Fotogalerie – Modellprojekt „Chance Zukunft“ Der Projektbeirat des Modellprojekts „Chance Zukunft“: V.l.n.r., vordere Reihe: Anne Müller (WissensImpuls); Nicole Silbermann (Jobcenter Düsseldorf); Beate Kowalski (Kolping-Berufsbildungswerk Essen); Sabrina van Santen (MAGS NRW); Dr. Julia Brennecke (MAGS NRW). Hintere Reihe: Henning Heinsch (Ennepe-Ruhr-Kreis, Jobcenter); Reinhard Dörr (Berufsbildungswerk Bethel); Sabine Hellmann-Flocken (MAGS NRW); Martin Bodin (Benediktushof gGmbH Maria Veen); Stefan Kulozik (MAGS NRW); Erwin Denninghaus (LWL-Berufsbildungswerk Soest); Dr. Katja Nink (G.I.B. - Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH)
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next prev 2 von 14 G.I.B./Foto: Barbara Bechtloff Galerie Fotogalerie – Modellprojekt „Chance Zukunft“ Stefan Kulozik ist Gruppenleiter „Ordnung auf dem Arbeitsmarkt“ im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) und Leiter des Projekts „Chance Zukunft“. „Jeder Mensch hat eine Chance verdient, manchmal auch eine zweite oder eine dritte. „Chance Zukunft“ hat gezeigt, dass es möglich ist, unser Angebotsspektrum auch für Menschen mit äußerst schwierigen Biografien zu öffnen. Mit Paragraf 16 h Sozialgesetzbuch (SGB), der die Förderung schwer zu erreichender junger Menschen regelt, haben wir nun das Instrument bekommen, diesen Ansatz auch im Regelgeschäft der Jobcenter zu verstetigen.“
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next prev 3 von 14 G.I.B./Foto: Barbara Bechtloff Galerie Fotogalerie – Modellprojekt „Chance Zukunft“ Torsten Withake ist Geschäftsführer Arbeitsmarktmanagement der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit: „Das Projekt eröffnet uns die Möglichkeiten, endlich wieder vertrauensvollen Kontakt zueinander zu knüpfen. Die Jugendlichen haben meist viele Erfahrungen des Scheiterns hinter sich und auch noch nie erlebt, dass sich Anstrengung lohnen kann. Diesen Jugendlichen wollten wir neue Perspektiven aufzeigen und die Hand für die eine gute berufliche Zukunft reichen. Mit dem Projekt haben wir einen richtigen und wichtigen Weg beschritten.“
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next prev 4 von 14 G.I.B. / Foto: Joe Kramer Galerie Fotogalerie – Modellprojekt „Chance Zukunft“ Katrin Geurds leitet das Modellprojekt „Chance Zukunft“ beim CJD-Berufsbildungswerk Niederrhein. Zu den Herausforderungen in der täglichen Arbeit sagt sie: „Oftmals werden wir mit sehr belastenden Lebensgeschichten, Suchterkrankungen oder problematischem Verhalten konfrontiert. Da keine Beratung wie die andere ist, benötigen wir außerdem ein breitgefächertes Wissen im Bereich Privatinsolvenz, Wohn-, Leistungs- und Betreuungsrecht um nur einige Beispiele zu nennen. Durch Einbeziehen zahlreicher Netzwerkpartner und durch den Austausch im Team können wir dies aber gewährleisten.“
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next prev 5 von 14 G.I.B. / Foto: Joe Kramer Galerie Fotogalerie – Modellprojekt „Chance Zukunft“ Roland Kompalka leitet das Modellprojekt „Chance Zukunft“ beim Berufsbildungswerk Volmarstein. Während der Projektlaufzeit wurden insgesamt 70 Teilnehmende betreut. „In der ersten Phase müssen wir viel Beziehungsarbeit leisten und es geht darum, das Vertrauen der Teilnehmenden zu gewinnen. Erlebnispädagogische Angebote wie Schwimmengehen oder Training in der Kletterhalle sind dabei gute Möglichkeiten, Motivation zu wecken, Tagesstrukturen aufzubauen und soziale Vereinsamung zu durchbrechen.“
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next prev 6 von 14 G.I.B. / Foto: Joe Kramer Galerie Fotogalerie – Modellprojekt „Chance Zukunft“ Das Kolping-Berufsbildungswerk Essen bietet insgesamt 71 Teilnahmeplätze an sechs Standorten im Ruhrgebiet. Fallmanagerin Janina Rahn begleitet die Teilnehmenden. Über die Teilnahme an „Chance Zukunft“ sagt Eric: „Ohne die Hilfe im Projekt hätte ich nicht den Antrieb gefunden, mein Leben so schnell in geordnete Bahnen zu lenken.“
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next prev 7 von 14 G.I.B./ Foto: Dietrich Hackenberg Galerie Fotogalerie – Modellprojekt „Chance Zukunft“ Im Münsterland wird das ESF-geförderte Modellprojekt "Chance Zukunft" vom Berufsbildungswerk (BBW) Benediktushof Maria Veen in Reken durchgeführt. Verena Heistermann (re.) und Berthold Nienhaus (li.) begleiten die Teilnehmenden als Coaches. Mike und Kristina haben über das Projekt zurück in die Arbeitswelt gefunden.
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next prev 8 von 14 Foto: Dietrich Hackenberg Galerie Fotogalerie – Modellprojekt „Chance Zukunft“ Das Berufsbildungswerk (BBW) Bethel setzt das ESF-geförderte Modellprojekt "Chance Zukunft" in Kooperation mit den Jobcentern der Stadt Bielefeld und der Kreise Gütersloh und Warendorf um. Martina Steinbauer ist Projektleiterin. „Das Positive an ‚Chance Zukunft‘ ist der Faktor Zeit. Man kann Vertrauen aufbauen und auf die Bedarfe der einzelnen Teilnehmenden eingehen.“
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next prev 9 von 14 G.I.B. / Foto: Joe Kramer Galerie Fotogalerie – Modellprojekt „Chance Zukunft“ Heiner Dürwald, Leiter des Jobcenter Ennepe-Ruhr-Kreis: „Das Modellprojekt bietet durch den hohen Anteil von sozialpädagogischer und psychologischer Begleitung die reale Chance, diejenigen Personen zu erreichen, die für uns als Jobcenter in der täglichen Arbeit verloren waren. Wir sehen, dass das tatsächlich gelingt.“
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next prev 10 von 14 G.I.B./Foto Dietrich Hackenberg Galerie Fotogalerie – Modellprojekt „Chance Zukunft“ Dietmar Gutschmidt, Leiter des Jobcenters Essen: „Aufgrund der Erkenntnisse und Erfahrungen mit „Chance Zukunft“ haben wir aus eigenen Mitteln Alternativangebote kreiert, für die „Chance Zukunft“ der Impulsgeber war. Eine der Maßnahmen heißt „Easi Ap 2.0“ und bietet über 100 Maßnahme-Plätze für junge Menschen im Leistungsbezug. Auch das Projekt „Rückenwind“ versetzt uns in die Lage, die Grundideen des Projekts „Chance Zukunft“ aufzugreifen. Denn eins ist klar: Menschen, die vollständig aus dem Regelsystem verschwunden sind, sind weiterhin da - nur leben sie jetzt auf der Straße, und das wollen wir ändern.“
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next prev 11 von 14 G.I.B./Foto Dietrich Hackenberg Galerie Fotogalerie – Modellprojekt „Chance Zukunft“ Marie-Luise Roberg, Geschäftsführender Vorstand des Jobcenters Hamm: „Es hat sich gezeigt, dass wir mit der aufsuchenden Arbeit bessere Erfolge erzielen als mit unseren bisherigen Standardangeboten. Daraus haben wir Konsequenzen gezogen und das Projekt-Konzept inzwischen als AVGS-Angebot, also als Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein, in unser Portfolio integriert. Damit ist uns die Überleitung des mit Landesmitteln geförderten Projektangebots mit Modellcharakter in ein dauerhaftes, aus eigenen Mitteln finanziertes Angebot im Jobcenter Hamm gelungen.“
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next prev 12 von 14 G.I.B./Foto Dietrich Hackenberg Galerie Fotogalerie – Modellprojekt „Chance Zukunft“ Andreas Schnieber, Fallmanager im Jobcenter Bochum: „Wir werden das Konzept ab 2019 in eigener Regie und mit eigenen Mitteln fortführen. Die Möglichkeit dazu bietet der 2016 neu geschaffene § 16 h des SGB II zur Förderung schwer erreichbarer junger Menschen. Damit steht uns ein Regelinstrument zur Verfügung, das denselben Zweck hat wie ihn das Projekt „Chance Zukunft“ verfolgte. Dabei werden wir die Zahl der Plätze von 12 auf 16 erhöhen und darüber hinaus einige Reserveplätze freihalten für junge Menschen, die vielleicht noch gar keine Leistungen beziehen und zum Beispiel von den Streetworkern unseres Jugendamts zu uns geleitet werden.“
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next prev 13 von 14 G.I.B./Foto Dietrich Hackenberg Galerie Fotogalerie – Modellprojekt „Chance Zukunft“ Uwe Ringelsiep, Leiter des Jobcenters Unna: „Zur Begleitung und Betreuung von sich entziehenden Jugendlichen, also der gleichen Zielgruppe wie auch beim Projekt „Chance Zukunft, haben wir das neue Projekt „Take Off U25“ entwickelt, das mit einem nahezu identischen Konzept, aber mit etwas größerem Umfang, nämlich mit 45 Teilnahmeplätzen, startet. Der Kreis Unna hat dazu eigenes Geld in die Hand genommen und in unserem Haus drei Vollzeit-Stellen für das sozial-integrative, aufsuchende Fallmanagement finanziert, das prinzipiell dem bewährten Vorgehen im Modellprojekt folgt.“
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next prev 14 von 14 G.I.B./Foto Dietrich Hackenberg Galerie Fotogalerie – Modellprojekt „Chance Zukunft“ Anke Schürmann-Rupp, Sozialagentur (Jobcenter zkT) Mülheim an der Ruhr: „Wir werden in Abstimmung mit der Jugendhilfe der Stadt Mülheim eine Maßnahme initiieren, in die unsere Erfahrungen mit dem Ansatz des Modellprojekts einfließen werden. Das heißt: Auch hier wird der Fallzahlschlüssel klein sein, denn alles andere funktioniert nicht. Nur so lassen sich intensive Begleitung, Unterstützung und Coaching gewährleisten. Ziel ist auch hier, die Jugendlichen möglichst früh wieder in das Regelgeschäft zu führen, doch zunächst geht es darum, vorhandene Vermittlungshemmnisse zu minimieren.“