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Zusammen im Quartier (ZiQ) – Anstoß für einen aktiven, gesunden Lebensstil

Das Projekt „Gesund aufwachsen in Bulmke-Hüllen“ verfügt mit dem Partizipationsindex der Stadt Gelsenkirchen über eine gute Planungsgrundlage. Nicht nur die Armutsquote von Familien und Kindern ist hier überdurchschnittlich hoch. Auch bei den Gesundheitsbedingungen gibt es dringenden Handlungsbedarf.

ZiQ-Projekt „Gesund aufwachsen in Bulmke-Hüllen“ – Anstoß geben für einen gesunden Lebensstil mit Bewegung, Sport und Spiel

Gute Praxis in Gelsenkirchen - mit dem Programm "Zusammen im Quartier - Kinder stärken - Zukunft sichern“ (ZiQ) werden zahlreiche Projekte mit REACT-EU-Mitteln der Europäischen Union gefördert

Das Gelsenkirchener Projekt „Gesund aufwachsen in Bulmke-Hüllen“ will Kinder und Jugendliche im armutsgeprägten Stadtteil mit Bewegungsangeboten motivieren und zu einem aktiven, gesunden Lebensstil anregen. Der Stadtsportbund Gelsensport setzt das ESF-geförderte ZiQ-Projekt um und verbindet offene Sportangebote mit konkreter Stadtgestaltung: Öffentliche Räume werden zu Orten für Sport, Spiel und Bewegung.

ZiQ-Projekt „Gesund aufwachsen in Bulmke-Hüllen“ – Gesundheit und Bewegung mit Stadtgestaltung verbinden

Mit dem Baustein „gesundes Aufwachsen im Quartier“ unterstützt das ZiQ-Programm gezielt Kinder und Jugendliche in sozial besonders benachteiligten Quartieren.

Der Stadtsportbund Gelsensport setzt das ZiQ-Projekt „Gesund aufwachsen in Bulmke-Hüllen“ um und bietet für Kinder und Jugendliche offene Bewegungs- und Sportangebote, die zusammen mit Netzwerkpartnern und Vereinen vor Ort realisiert werden. Ziel ist es, die motorischen, sozialen und gesundheitlichen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen zu fördern und damit die Teilhabechancen im besonders von Armut geprägten Quartier Bulmke-Hüllen zu verbessern. Zugleich soll die Anbindung von Kindern und Jugendlichen an Sportvereine vor Ort unterstützt werden, auch indem die Vereine ihr Portfolio durch offene, breitensportliche Angebote erweitern.

Gelsensport ist Dachorganisation der Gelsenkirchener Sportvereine und zugleich für die städtische Sportverwaltung zuständig – die Verknüpfung ist eine bundesweite Besonderheit und im Bereich der Sportpolitik auch als „Gelsenkirchener Modell“ bekannt. Gelsensport kann daher die ZiQ-Angebote eng mit stadtplanerischen Themen verbinden. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Nutzung von öffentlichen Räumen wie Parks und Freiflächen, aber auch von Sporthallen und Schulhöfen, die zu Orten der Bewegung und Begegnung werden.

„Mit den Angeboten wollen wir einen Anstoß geben für einen gesunden, aktiven Lebensstil. Bewegung, Spiel und Sport haben einen großen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung. Gerade Bewegungserfahrungen ermöglichen Selbstwirksamkeitserfahrungen und können damit soziale Teilhabe verbessern“, so Projektleiterin Tanja Eigenrauch, die bei Gelsensport den Bereich Sportentwicklung und Projekte verantwortet. Auch für Sportvereine solle ein Anstoß gegeben werden, offene, innovative Bewegungsangebote zu schaffen und dauerhaft im Stadtteil zu verankern.

Basis für die Maßnahmen ist der Partizipationsindex der Stadt Gelsenkirchen, der für den Stadtteil Bulmke-Hüllen die Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen genau beziffert. Nicht nur die Armutsquote von Familien und Kindern ist hier überdurchschnittlich hoch. Auch bei den Gesundheitsbedingungen gibt es dringenden Handlungsbedarf. Viele Kinder sind schon zu Schulbeginn übergewichtig oder haben Probleme mit der Zahngesundheit.

Offene Bewegungsangebote und Trendsport für Jugendliche

Projektmitarbeiterin und Sportpädagogin Susanna Sophie Hinn begleitet die Umsetzung der einzelnen Angebote vor Ort und koordiniert die Akteure und Partner im Quartier. „Im Rahmen des ZiQ-Programms bieten wir vorwiegend offene Bewegungsangebote an, u.a. auf öffentlichen Plätzen, die Angebote können spontan genutzt werden. Darüber hinaus führen wir den Open Sunday durch, ein Konzept der Universität Duisburg-Essen, welches auch ein offenes, kostenloses Angebot darstellt. Im Quartier wird das sehr gut angenommen.“ Die Mitmachaktionen werden von erfahrenen Übungsleitern zusammen mit jugendlichen Sporthelfenden aus dem Vereins-Pool von Gelsensport angeleitet. „Teilweise haben wir bis zu 30 Kinder vor Ort“, berichtet die Sportpädagogin. Auch die Stadtteil-Rallyes, für die während des Corona-Lockdowns mehrere Routen ausgearbeitet wurden, stoßen auf großes Interesse und werden von Kindern und Familien gerne angenommen und selbständig abgelaufen.

„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir Kinder mit unseren Angeboten sehr gut erreichen können. Ein Selbstbehauptungskurs war z.B. in kürzester Zeit ausgebucht“, berichtet die Projektkoordinatorin. Schwieriger sei es dagegen, Jugendliche anzusprechen und für Bewegung zu gewinnen. „Für jugendliche Zielgruppen muss man den Nerv der Zeit treffen. Hier geht der Trend weg vom Vereinssport hin zu individuellem Sporttreiben. Wir setzen deshalb auf Trendsportarten wie Skaten, Street Dance oder auch Kraftsport und kooperieren eng mit dem Jugendzentrum im Quartier, um die Angebote zu bewerben.“

Ein besonders attraktives Angebot ist dabei die Nutzung der Trendsportanlage Consol auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Consolidation. Neben einem Skatepark, einem Inlinehockey-Spielfeld und einem Beachvolleyballfeld gibt es hier auch die Möglichkeit, Sportmaterialien für unterschiedlichste Trendsportarten kostenlos auszuleihen.

Enge Kooperation mit AWO-Stadtteilladen und Quartierskümmerinnen

Der Erfolg des Projekts basiert auf der guten Kooperation der Netzwerk-Partner und ihrer Organisationen vor Ort, betonen die beiden Fachfrauen von Gelsensport. Besonders eng ist die Zusammenarbeit und der Austausch mit dem AWO-Stadtteilladen in Bulmke-Hüllen, der mit zwei Quartierskümmerinnen ein weiteres ZiQ-Projekt im Stadtteil umsetzt.

Der AWO-Stadtteilladen ist im Quartier eine zentrale Anlaufstelle und damit auch ein bekannter und idealer Ausgangspunkt für die Mitmach-Aktionen und Bewegungsangebote des ZIQ-Projekts. So finden alle Maßnahmen an festen Tagen statt, eine Anmeldung ist in der Regel nicht notwendig. Das Prinzip: Wer möchte, kann kommen.

Kreative Wege, um öffentliche Räume für Gesundheit und Bewegung zu nutzen

Die Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (G.I.B.) ist mit der fachlichen Begleitung der EU-geförderten ZiQ-Projekte beauftragt. Lisa Bartling und Lars Czommer begleiten die Projekte im Rahmen regionaler ZiQ-Zirkeltreffen.
Das Projekt „Gesund aufwachsen in Bulmke-Hüllen“, so die Einschätzung von G.I.B.-Beraterin Lisa Bartling, zeichne sich nicht nur durch die enge Kooperation und Vernetzung der Akteure vor Ort aus. Auch verfügen die Maßnahmen mit dem Partizipationsindex der Stadt Gelsenkirchen über eine ungewöhnliche gute Planungsgrundlage.

Zudem gehe das Projekt kreative Wege, um Stadtteilentwicklung mit neuen offenen Bewegungsangeboten zu verbinden. Interessant sei vor allem, „dass hier mitgedacht wird, wie öffentliche Plätze und Räume gestaltet und genutzt werden können, damit Bewegung und Gesundheit stattfinden. Dafür setzt das Projekte innovative Impulse.“

Open Sunday ist ein offenes und inklusives Bewegungsangebot für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren und will besonders vereinsfremde Kinder für Sport und Bewegung begeistern, genutzt werden am Wochenende leerstehende Sporthallen und Schulhöfe. Darüber hinaus soll das freiwillige Engagement von Jugendlichen und Studierenden für Spiel, Sport und Bewegung mit Kindern gefördert werden.