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Werkstattjahr – Gute Praxis in Duisburg

Jungendliche streichen ein Zimmer mit weißer Farbe

„Lernen, selbständig zu arbeiten und zu lernen“ - Werkstattjahr schafft Anschluss für Jugendliche im SGB II-Bereich

Duisburger Werkkiste - Katholische Jugendberufshilfe gemeinnützige GmbH setzt das EU-geförderte Programm Werkstattjahr im Auftrag des Jobcenter Duisburg um.

Das Werkstattjahr verbindet berufliche Qualifizierung und betriebliche Praxis. In Duisburg setzt der Bildungsträger Duisburger Werkkiste das Programm um. Noch nicht ausbildungsfähige Jugendliche aus dem SGB II-Bereich erhalten hier professionelle Unterstützung bei der Berufswahlentscheidung und können ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten in verschiedenen Berufsfeldern erproben.

Werkstattjahr als Angebot der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ – gute Praxis in Duisburg

Das Werkstattjahr ist ein niedrigschwelliges Angebot im Rahmen der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ und richtet sich an junge Menschen unter 19 Jahren, die die Schule ohne ausreichende Ausbildungsreife verlassen haben.
Berufliche Qualifizierung geht einher mit praktischer, produktiver Arbeit und betrieblichen Praktikumsphasen. Ziel ist es, die oftmals mit vielfältigen Problemlagen belasteten Jugendlichen beruflich zu orientieren und geeignete Wege in Ausbildung und Beruf zu erschließen.
Die Finanzierung erfolgt aus den Rechtskreisen SGB II oder SGB III mit einer Kofinanzierung aus Mitteln der EU und des Landes NRW.

Die Duisburger Werkkiste ist seit Start des Programms 2018 dabei und setzt die Maßnahme in Kooperation mit der Duisburger Gesellschaft für Beschäftigungsförderung (GfB) um. Zur Verfügung stehen hier insgesamt 42 Teilnahmeplätze für Jugendliche aus dem SGB II-Bereich. Die jugendlichen Teilnehmenden werden vom Jobcenter Duisburg zugewiesen und während des 12-monatigen Werkstattjahres für den Übergang in einen Berufsvorbereitungslehrgang oder einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz vorbereitet.

Sozialpädagogische Begleitung und praktisches Erproben

Neben individueller sozialpädagogischer Begleitung können sich die Jugendlichen in unterschiedlichen Berufsfeldern erproben. Dazu gehören hier die Bereiche Bau, Hotel/Gastronomie/Hauswirtschaft sowie Möbelservice und Lager/Handel. Zudem gibt es die Möglichkeit, betriebliche Praktika zu absolvieren und den Hauptschulabschluss zu erwerben.

„Im Rahmen des Werkstattjahres bieten wir aktivierende Hilfe mit produktionsorientiertem Ansatz. Damit gelingt es uns, Veränderungsimpulse zu setzen und die Jugendlichen in Qualifizierungsbereitschaft für weitere Anschlussperspektiven zu bringen“, sagt Norbert Geier, Geschäftsführer der Duisburger Werkkiste. „Angesichts der häufig prekären Ausgangssituation und einer vielfach belasteten Zielgruppe sind wir stolz darauf, dass wir rund ein Viertel der teilnehmenden Jugendlichen in betriebliche oder schulische Ausbildung bringen können.“

In der Tat bringen die Jugendlichen in der Regel nicht die besten Voraussetzungen mit, um einen direkten Einstieg in Ausbildung oder Beschäftigung zu schaffen. Häufig ohne Schulabschluss und belastet mit zusätzlichen persönlichen Problemen wie Depressionen, Drogenkonsum oder auch Schulden fällt es vielen Jugendlichen schwer, sich in geregelte Tages- und Arbeitsstrukturen einzufinden, berichten Frank Schuster, Fachbereichsleiter bei der Duisburger Werkkiste, und seine Kollegin Katja Wendelstorf.

Berufliche Orientierung und lebenspraktische Fähigkeiten stärken

Die beiden sozialpädagogischen Mitarbeitenden begleiten die Jugendlichen während des Werkstattjahres. Dabei sind Berufsorientierung, Hilfen zur persönlichen Berufs- und Lebensplanung sowie Test- und Bewerbungstraining feste Bestandteile des Werkstattjahres.

Am Programm schätzen die beiden Fachleute vor allem, dass es eine individuelle Vorgehensweise ermöglicht. „Mit dieser Maßnahme können wir die Jugendlichen da abholen, wo sie gerade stehen. Wir können flexibel und individuell unterstützen und stabilisieren, sowohl in der beruflichen Orientierung, bei der Entwicklung von fachlichen Kompetenzen, aber auch bei ganz lebenspraktischen Fähigkeiten. Wir wollen Erfolgserlebnisse ermöglichen und setzen daher auf kleinschrittige Ziele.“
Nur in kleinen Schritten können die Teilnehmenden an einen künftigen Arbeits- oder Ausbildungsalltag mit seinen Erfordernissen herangeführt werden, davon sind die beiden sozialpädagogischen Mitarbeitenden überzeugt. Ein Alltag mit geregelten Tagesstrukturen, so ihre Erfahrung, werde bei vielen Teilnehmenden häufig schon im Elternhaus nicht vorgelebt.

Prämie im Werkstattjahr – mehr als Taschengeld

Die Möglichkeit, eine leistungsbezogene Prämie im Rahmen des Werkstattjahres auszuzahlen, ist aus Sicht des Bildungsträgers von zentraler Bedeutung und ein wichtiges Instrument, um die Teilnehmenden in ihrer Motivation und Leistungsbereitschaft zu stärken.

Die Prämie, finanziert aus EU-Mitteln, wird unabhängig vom Leistungsbezug ausgezahlt. Für die Jugendlichen sei das nicht nur ein „schönes zusätzlichen Taschengeld, so Frank Schuster und Katja Wendelstorf. „Es ist erstes selbstverdientes Geld, mit dem ein Schritt in die Erwachsenenwelt vollzogen wird und das die Jugendlichen anspornt.“ Die Prämie sei vor allem eine Form der Anerkennung und eine „Möglichkeit, Erfolge zu feiern“. Allerdings seien oftmals noch die Eltern zu überzeugen, dass es sich tatsächlich um zusätzliches Geld handelt, das vom Leistungsbezug durch das Jobcenter nicht abzogen wird.

Die Prämie sei keineswegs ein „Selbstläufer“ und müsse von den Jugendlichen erarbeitet werden, auch dadurch, dass sie sich an die üblichen Regeln im Arbeitsleben halten und ihre Zuverlässigkeit und Bereitschaft zur Mitarbeit beweisen, berichten die beiden sozialpädagogischen Mitarbeitenden. Ein wichtiges Thema sei dabei immer wieder die offizielle An- und Abmeldung bei Krankheit oder Arbeitsunfähigkeit.

Die Prämie wird bislang alle drei Monate ausgezahlt. Ab dem Werkstattjahr 2022/23 gilt eine monatliche Auszahlungsweise. „Diese Anpassung für die nächsten Förderrunden passt deutlich besser zur Zielgruppe und wir begrüßen die neue Regelung ausdrücklich“, betont Geschäftsführer Norbert Geier.

Für die Zukunft wünscht er sich vor allem, dass die Betriebe „stärker mitziehen“ und sich mehr für kürzere Praktika von drei bis vier Tagen öffnen. Denn ganz im Sinne einer kleinschrittigen Heranführung sollen die Werkstatt-Teilnehmenden „lernen, selbständig zu arbeiten und lernen“ – und das auch außerhalb der Werkkiste, eben wie im wirklichen Leben.