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Ausbildung in Teilzeit zur Augenoptikerin - Ankommen im Leben

Junge Frau hat ihre Ausbildung zu Optikerin abgeschlossen

"Ein abwechslungsreicher Beruf, der Spaß macht" – Junge Mutter macht in Teilzeit eine Ausbildung zur Augenoptikerin. TEP-Programm unterstützt

ESF-Programm TEP unterstützt Teilzeitberufsausbildung – Fachkräfte für das Handwerk gewinnen – Regionales Netzwerk informiert

Geschafft! Eine junge Mutter hat in einem Solinger Meisterbetrieb erfolgreich eine Ausbildung zur Augenoptikerin absolviert. Die Chance zum soliden Berufseinstieg bekam sie über das ESF geförderte Programm TEP - Teilzeitberufsausbildung. Der Träger ZIB - Zentrum für Integration und Bildung engagiert sich im Bergischen Netzwerk für die Teilzeitausbildung und hat die alleinerziehende Auszubildende begleitet.

TEP-Programm für junge Menschen mit Familienverantwortung – Teilzeitausbildung zur Augenoptikerin in Solingen

Nach drei Ausbildungsjahren hat die ehemalige TEP-Teilnehmerin Katrin Borzym, 28 Jahre alt und Mutter eines vierjährigen Sohnes, ihre Abschlussprüfungen bestanden und ist jetzt Gesellin für Augenoptik. Den soliden Berufseinstieg verdankt die junge Frau dem Programm TEP - "Teilzeitberufsausbildung – Einstieg begleiten – Perspektiven öffnen", gefördert aus Mitteln des Landes und des Europäischen Sozialfonds (ESF).

Mit dem TEP-Programm unterstützt das Land Nordrhein-Westfalen junge Menschen mit Familienverantwortung, eine Ausbildung in Teilzeit zu absolvieren. Auch die Betriebe erhalten Hilfestellung, diese familienfreundliche, aber oft noch wenig bekannte Ausbildungsform umzusetzen. Der TEP-Träger ZIB - Zentrum für Integration und Bildung hat in Solingen Katrin Borzym und ihren Ausbildungsbetrieb, den Meisterbetrieb Optik und Akustik Bergmann GmbH, begleitet und auf die Ausbildung vorbereitet. Die Unterstützung half, auch schwierigere Situationen zu meistern.

Mutter mit Beruf – Fundament für ein Leben mit Zukunft

„Ich habe noch einmal die Chance bekommen, eine Ausbildung in Teilzeit zu machen, darüber habe ich mich am meisten gefreut. Für mich war das ein ganz wichtiger Schritt, um die Mutter zu sein, die ich sein will. Und dazu gehört ein richtiger Beruf“. Katrin Borzym hatte nach der Fachoberschulreife lediglich in verschiedenen Helferjobs gearbeitet und bezog zuletzt Arbeitslosengeld II.

Die Entschlossenheit, sich ein Fundament zu schaffen und dafür ihr Leben zu ändern, kam mit der Geburt ihres Sohnes. „Ich dachte damals: Jetzt muss bald etwas passieren, so will ich nicht weitermachen.“ Im Internet suchte sie dann nach Ausbildungsmöglichkeiten und fand „zufällig“, wie sie sagt, das Programm TEP. Danach ging alles erstaunlich gradlinig und führte zum erfolgreichen Berufsabschluss, Krisenmomente eingeschlossen.

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Für mich war die Ausbildung ein ganz wichtiger Schritt, um die Mutter zu sein, die ich sein will. Und dazu gehört ein richtiger Beruf.

„Frau Borzym hat bei uns von Anfang an sehr motiviert und zielstrebig mitgemacht und war gut organisiert“, berichtet Petra Naumann, Projektkoordinatorin beim TEP-Träger ZIB. Der Träger unterstützte die TEP-Teilnehmerin, den richtigen Beruf zu finden, half bei Kinderbetreuung und Bewerbung und eröffnete schon mit dem ersten Praktikum den Weg direkt in die Ausbildung.

Das erste halbe Jahr war allerdings eher „holprig“, erinnert sich Katrin Borzym. „An das Lernen musste ich mich erst wieder gewöhnen. Auch an meinem Kleidungsstil und meinem Auftreten gegenüber Kunden musste ich arbeiten und einiges verändern.“ Gleichwohl haben sich die Mühen gelohnt und sie ist heute überzeugt: „Augenoptikerin ist ein spannender und abwechslungsreicher Handwerksberuf, wo Kompetenz und Know-how gefragt sind. Mir macht das viel Spaß und ich fühle mich im Leben angekommen.“

Finanzielle Probleme im Laufe der Ausbildung hätten jedoch fast zum Abbruch der Ausbildung geführt. Für eine Ausbildung in Teilzeit gibt es in der Regel eine angepasste Ausbildungsvergütung von 75 Prozent. Viele Auszubildende sind deshalb auf zusätzliche staatliche Unterstützungsleistungen wie etwa Berufsausbildungsbeihilfe, Kinderzuschläge oder Wohngeld angewiesen. So hatte Katrin Borzym zwar rechtzeitig einen Antrag auf Wohngeld gestellt, doch die Bearbeitung ihres Antrages dauerte länger als erwartet. Erst durch die Intervention des TEP-Trägers bei der zuständigen Behörde konnte das Problem gelöst werden und die Bewilligung zeitnah erfolgen.

„Nach der Trennung von dem Vater meines Kindes musste ich für alles selbst aufkommen und auch die ganze Miete zahlen. Ich brauchte dringend das Wohngeld. Da war die fachkundige Hilfe durch das TEP-Projekt sehr wichtig. Auch mein Ausbildungsbetrieb hat mich sehr unterstützt und mir Halt gegeben.“

Arbeitgeber mit sozialer Verantwortung – Chance auf Teilzeitausbildung ermöglichen

„Als Arbeitgeber hat man eine soziale Verantwortung.“ Nicht zuletzt deshalb entschied sich Betriebsinhaber Jörg Bergmann, erstmals eine Teilzeitausbildung für eine junge Mutter anzubieten und dafür ein geeignetes, flexibles Arbeitszeitmodell zu entwickeln. Seiner Auszubildenden wollten er und sein Team auf jeden Fall die Chance zum Berufsabschluss geben. Dass durch die Unterstützung des TEP-Trägers ein Abbruch verhindert und die Ausbildung stabilisiert werden konnte, hat ihn erleichtert.

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Der Erfolg dieser Ausbildung ist nicht allein mein Verdienst, sondern der des ganzen Teams.

Über seine Auszubildende sagt der Chef im Rückblick: „In den drei Jahren hat sich Frau Borzym persönlich sehr verändert. Ratschläge und auch Kritik hat sie immer wertschätzend und dankbar angenommen. Unser ausbildender Meister hat sich sehr um sie gekümmert und die Kolleginnen haben ihr beim Styling geholfen.“ Der Erfolg, so Jörg Bergmann, „ist nicht allein mein Verdienst, sondern der des ganzen Teams“.

Aus betriebswirtschaftlichen Gründen wird er seine ehemalige Auszubildende nicht weiterbeschäftigen können – allerdings will er ihr gerne „die Zeit geben, die sie braucht, um eine neue Arbeit zu finden.“
Die Chancen stehen nicht schlecht, davon ist auch Katrin Borzym überzeugt. „Viele Filialisten suchen Fachkräfte, auch in Teilzeit. So kann ich mich am besten um meinen Sohn kümmern und habe noch Zeit, mich beruflich weiterzubilden.“

Bergisches Netzwerk wirbt für Teilzeitberufsausbildung

„Die Teilzeitberufsausbildung wächst bei uns in der Region langsam, aber stetig“, sagt Projektkoordinatorin Petra Naumann. Der TEP-Träger ZIB - Zentrum für Integration und Bildung engagiert sich in bundesweiten und regionalen Netzwerken, um die Teilzeitberufsausbildung zu stärken und bekannter zu machen. Nach wie vor bedarf es der Informationsarbeit, weil viele Unternehmen die Ausbildungsform nicht kennen, so die Erfahrung des TEP-Trägers.

Im "Bergischen Netzwerk für Ausbildung in Teilzeit" wirken neben dem ZIB weitere zentrale Akteure mit, darunter die Kreishandwerkerschaften, die IHK, die Arbeitsverwaltung oder die Regionalagentur Bergisches Städtedreieck.

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Die Ausbildung in Teilzeit ist ein wertvolles Werkzeug der Fachkräfteausbildung.

Oliver Francke, Projektleiter der Regionalagentur, schätzt vor allem den informellen Austausch im Netzwerk, um auch kurzfristig Lösungen zu finden, etwa bei Randzeiten in der Kinderbetreuung. Trotz der eher geringen Nachfrage im Vergleich zu regulären Ausbildungsverhältnissen sieht er in der Teilzeitberufsausbildung „ein wertvolles Werkzeug der Fachkräfteausbildung“. „In der Gesellschaft muss endlich ankommen, dass die Ausbildung in Teilzeit ein ganz normaler Teil des Ausbildungsgeschehens sein kann. Für die Fachkräftegewinnung brauchen wir alle Potenziale, dazu gehören insbesondere junge Menschen mit Familienverantwortung.“

Augenoptiker/innen stellen Sehhilfen her und passen sie ihren Kunden individuell an. Sie beraten Kunden, verkaufen Brillen, Kontaktlinsen und optische Geräte, reparieren Sehhilfen und erledigen kaufmännische Arbeiten. Augenoptiker/in ist ein dreijähriger anerkannter Ausbildungsberuf im Handwerk.