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Auszubildende zeigt Minister Laumann ihren Arbeitsplatz

Landesregierung wirbt für Ausbildung in Teilzeit – Minister Laumann besucht Bochumer IT-Start-up

Aktionsplan der Landesregierung stärkt Teilzeitberufsausbildung - EU-gefördertes Projekt RITA+ unterstützt Betriebe und Auszubildende

Eine Ausbildung in Teilzeit eröffnet Chancen und kann ein Gewinn für Auszubildende wie Unternehmen sein. Um das bekannter zu machen, besuchte Minister Laumann ein Bochumer IT-Start-up, das in Teilzeit ausbildet. Minister Laumann: „Durch die Ausbildung in Teilzeit lassen sich weitere Ausbildungsinteressierte erreichen und zukünftige Fachkräfte gewinnen.“ Hinweise zur Stärkung der Teilzeitausbildung liefert das Modellprojekt RITA+.

Ausbildung in Teilzeit soll in Nordrhein-Westfalen selbstverständlicher werden

Mit dem „Aktionsplan Teilzeitberufsausbildung“ wirbt die nordrhein-westfälische Landesregierung zusammen mit der Regionaldirektion NRW dafür, dieses Modell als flexible Ausbildungsform bekannter zu machen. Die Teilzeitberufsausbildung wurde 2020 mit der Neuregelung des Bundesbildungsgesetzes geöffnet und ermöglicht es damit allen Ausbildungsinteressierten, ihre individuellen Lebensumstände und ihre Berufsausbildung leichter miteinander zu vereinbaren. Unternehmen wiederum öffnet die Teilzeitberufsausbildung die Chance, freie Ausbildungsstellen zu besetzen und motivierten Fachkräftenachwuchs zu gewinnen.

In diesem Zusammenhang besuchte Arbeitsminister Karl-Josef Laumann das Bochumer IT-Start-up Platri IT GmbH, das in Teilzeit eine junge Frau mit psychischer Erkrankung zur Mediengestalterin ausbildet. Im Gespräch mit Auszubildenden, Unternehmen sowie den Akteuren der Region informierte sich der Minister über die Umsetzung des Ausbildungsmodells und fragte nach den Erfahrungen aus der Praxis. Den Ministerbesuch organisierte der Bildungsträger RE/init e. V., der das EU-geförderte Modellprojekt RITA+ (RuhrInititiative TeilzeitberufsAusbildung+) federführend koordiniert.

Die Teilzeitberufsausbildung ist nach wie vor kaum bekannt und wird als mögliches Ausbildungsmodell gegenüber regulärer Vollzeitausbildung wenig in Anspruch genommen. Darauf verwies der Minister in seinem Statement und machte deutlich, dass dieses Ausbildungsmodell gleichwohl ein wichtiges Instrument zur Fachkräftesicherung sei. Es könne insbesondere dazu beitragen, die in Nordrhein-Westfalen vergleichsweise hohe Zahl von Nicht-Ausgebildeten „kleiner zu machen“. „Durch die Ausbildung in Teilzeit lassen sich weitere Ausbildungsinteressierte erreichen und zukünftige Fachkräfte gewinnen“, so der Minister.

Welche Unterstützung brauchen Betriebe und Auszubildende - RITA+ liefert wertvolle Hinweise

Wertvolle Hinweise zur Stärkung der Teilzeitberufsausbildung liefert das Modellprojekt RITA+, das vom Land Nordrhein-Westfalen mit Mitteln aus dem ESF-Programm „REACT-EU“ gefördert wird. Das Modellprojekt wird vom Träger RE/init in Zusammenarbeit mit der dobeq GmbH (Dortmund) und dem ZIB (Solingen) durchgeführt. Es ermittelt die Unterstützungsbedarfe von Unternehmen und Auszubildenden und begleitet die Beteiligten bei der Umsetzung. Die knapp 150 Teilnehmenden sind ausbildungsinteressierte Menschen mit Familienverantwortung, Migrationshintergrund oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

„Für Betriebe wird es immer schwieriger, Auszubildende zu finden. RITA+ unterstützt Unternehmen, die sich einen neuen Personenkreis an Fachkräften langfristig erschließen und motivierten Menschen eine Perspektive durch diese Ausbildungsform geben wollen“, erläuterte Projektleiterin Daniela Barfuss das Anliegen des Modelvorhabens. Und Projektkoordinatorin Aylin Güner-Gül ergänzte: „Viele Menschen aus anderen Kulturen haben mit einer begleitenden Sprachförderung das Potenzial, eine Ausbildung erfolgreich zu absolvieren. Durch die Teilzeitausbildung besteht etwa die Möglichkeit, parallel einen Sprachkurs zu besuchen.“

„Teilzeitausbildung ist für mich eine Chance, beruflich Karriere zu machen“

Eine der Teilnehmenden von RITA+ ist Stefanie Hellmich. Sie ist 33 Jahre alt und bekam bei der Platri IT GmbH, einem Dienstleister für Software-Entwicklungen in Bochum, einen Ausbildungsplatz. „In der Teilzeitausbildung sehe ich für mich die Chance, beruflich Karriere zu machen, ohne mich zu sehr auspowern zu müssen“, erklärte die Auszubildende im Gespräch mit dem Minister. Sie ist im ersten Lehrjahr zur Mediengestalterin in Digital und Print der Fachrichtung Konzeption und Visualisierung und ist mit dem Ausbildungsplatz sehr zufrieden. Das Studium der Elektro- und Informationstechnik hatte sie infolge einer Depression mit Burnout-Symptomen abgebrochen. Über das Projekt RITA+ fand sie die notwendige Unterstützung, um trotz Erkrankung erfolgreich eine Ausbildung zu absolvieren.

„Viele Unternehmen übersehen das Potenzial der Menschen, für die eine Ausbildung in Teilzeit ideal ist. Damit entgehen ihnen Fachkräfte für die Zukunft. Praktika können helfen, diese Potentiale zu entdecken“, beschrieb Yunus Kimyonok, Gründer und Geschäftsführer der Platri IT GmbH, seine positiven Erfahrungen mit der Ausbildung in Teilzeit. Allerdings verschwieg er auch seine anfängliche Skepsis nicht. „In dieser Situation war es richtig, dass wir uns vor dem Ausbildungsstart bei einem Praktikum kennenlernen und unsere Bedenken ausräumen konnten.“ Das IT-Start-up hatte Yunus Kimyonok 2019 gegründet und beschäftigt heute 40 Mitarbeitende. Neben der Ausbildung zur Mediengestaltung gibt es hier auch das Ausbildungsangebot zur Fachinformatiker/in für Systemintegration.

Teilzeitberufsausbildung auch im Schichtbetrieb ermöglichen

Die Ausbildung in Teilzeit bietet auch für Oumoul Barry die Chance für eine qualifizierte Ausbildung. Die 29-Jährige kam 2011 aus Guinea nach Deutschland und ist Mutter von drei Kindern. Über das Projekt RITA+ fand sie einen Ausbildungsplatz bei der ServiceDO gGmbH, einem Tochterunternehmen der Dortmunder Uni-Klinik. Hier macht sie eine Ausbildung zur Fachkraft für Medizinprodukteaufbereitung, dazu gehört insbesondere die Aufbereitung von Sterilgut.

Den Ausbildungsberuf gibt es erst seit 2016 und er wird hauptsächlich im Schichtdienst angeboten. Im Gespräch mit dem Minister berichtete die Auszubildende, dass der Betrieb es ihr ermöglicht habe, den Schichtdienst an die Stunden der Kinderbetreuung anzupassen. Sie arbeitet jetzt im Zwei-Schichtsystem, mit teils individuell angepassten Zeiten. Begleitet wird sie vom Kooperationspartner und Bildungsträger dobeq in Dortmund. „Es ist anstrengend, aber ich will diese Ausbildung unbedingt machen“, so Oumoul Barry. Die große Motivation, die sie antreibt, zeichnet nicht zuletzt auch viele andere Teilnehmende aus dem Projekt RITA+ aus.

Zum Abschluss des Ministerbesuchs gab es die Gelegenheit, einen Blick auf die neue Webseite www.ausbildung-in-teilzeit.nrw zu werfen. Für Interessierte werden hier nicht nur alle Fragen rund um Teilzeitberufsausbildung beantwortet. Ausführliche Praxisvideos zeigen auch, wie flexibel und vielfältig eine Ausbildung in Teilzeit in unterschiedlichen Branchen gestaltet werden kann.