Minister Laumann: Unterstützung durch das Virtuelle Krankenhaus Nordrhein-Westfalen bei der Behandlung von Covid-19 wirkt
Telemedizinische Mitbehandlung schwer kranker Covid-19-Patientinnen und -Patienten erfolgreich gestartet
Insgesamt wurden 843 Konsile bei 97 Patienten durchgeführt. Der intensive Beratungsbedarf mit mehr als acht Konsilen pro Patient ist auf die Schwere der Erkrankung zurückzuführen. 32 Kliniken haben die telekonsiliarische Beratung regelmäßig in Anspruch genommen.
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zeigte sich zufrieden: „Mit der Vorstufe zum Virtuellen Krankenhaus haben wir europaweit einzigartig ein flächendeckend verfügbares Netz zur telemedizinischen Unterstützung der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Covid-19 geschaffen. Dieses hat sich in der Krise bewährt, Fachexpertise landesweit zugänglich gemacht und letztlich Leben gerettet.“
Das Feedback aus den Krankenhäusern war durchweg positiv: Ärztinnen und Ärzte meldeten zurück, dass ihnen die Telekonsile mit den Kolleginnen und Kollegen der Universitätskliniken Aachen und Münster ein hohes Maß an Behandlungssicherheit gegeben haben. Die Zahlen spiegeln diese Einschätzung wider: Die Mortalität liegt mit 20,6 Prozent deutlich unter dem Bundesschnitt von 25 Prozent bei intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patientinnen und -Patienten. „Auch, wenn die Mortalitätsrate aufgrund der geringen Patientenzahlen statistisch nicht signifikant ist, zeigen die Zahlen zumindest die Tendenz, nämlich, dass die Telemedizin einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Behandlungsqualität leisten kann“, so Laumann.
Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx, Klinikdirektor für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care der Universitätsklinik Aachen und verantwortlich für die Leitung und Steuerung der Vorstufe des Virtuellen Krankenhauses, bestätigt: „Die Bereitstellung intensivmedizinischer Expertise per Telekonsil erweist sich im Rahmen der Covid-19-Pandemie als sehr erfolgreiches Mittel, um die Versorgung schwerst erkrankter Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen. Der Plan, die Ressource Intensivmedizin möglichst effektiv einzusetzen, ist voll aufgegangen. Werfe ich einen Blick in die Zukunft, so bin ich deswegen sehr optimistisch, dass wir in NRW gut gerüstet sind, sollte es eine zweite Corona-Welle geben.“
Univ.-Prof. Dr. med. Hugo Van Aken, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Münster ergänzt: „Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig gerade in Krisenzeiten die Kooperation der Krankenhäuser über Versorgungsstufen und Entfernungen hinweg ist. Mit der Vorstufe des Virtuellen Krankenhauses kann die Expertise der Universitätskliniken Münster und Aachen schnell und unkompliziert auch anderen Häusern zur Verfügung gestellt werden. Das Virtuelle Krankenhaus zeigt bisher genau den Effekt, den wir uns erhofft haben. So ist die Anzahl der erforderlichen Verlegungen insgesamt sehr niedrig. Den meisten der ohnehin schwer kranken Patienten bleiben somit belastende Transportwege erspart. Alle Patienten, bei denen es angezeigt ist, werden selbstverständlich in ein Expertenzentrum verlegt. Durch die enge telekonsiliarische Begleitung kann dies sehr zeitnah erfolgen.“
Staatssekretär a. D. Lutz Stroppe, vom nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium mit der Begleitung des Aufbaus des Virtuellen Krankenhauses Nordrhein-Westfalen und des Betriebs der Vorstufe beauftragt, freut sich über den gelungenen Start und richtet seinen Blick in die Zukunft: „Unsere Erfahrungen aus der Vorstufe des Virtuellen Krankenhauses sind äußerst positiv. Mit dem Virtuellen Krankenhaus haben wir in Nordrhein-Westfalen genau den richtigen Weg eingeschlagen, um die Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger bestmöglich zu unterstützen. Beim weiteren Ausbau des Virtuellen Krankenhauses lassen wir uns von der Idee leiten, dass an jedem Ort die qualitativ beste Expertise bei Behandlungen hinzugezogen werden kann. Damit verbessern wir mit der Digitalisierung das Gesundheitswesen insgesamt. Die in der Vorstufe aufgebauten Strukturen und gesammelten Erfahrungen können wir optimal für die weitere Entwicklung des Virtuellen Krankenhauses nutzen.“
Hintergrund: Die Vorstufe zum Virtuellen Krankenhaus
Eine besondere Herausforderung bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie liegt in der ausreichenden Bereitstellung intensivmedizinischer Behandlungskapazitäten. Aufgrund der Schwere vieler Covid-19-Krankheitsverläufe ist es dabei wichtig, das Behandlungsniveau der Universitätskliniken flächendeckend im Land bereitzustellen. An dieser Stelle setzt die Vorstufe des Virtuellen Krankenhauses Nordrhein-Westfalen an: Krankenhäuser im Land können bei schweren stationären Covid-19-Verläufen direkt auf die intensivmedizinische und infektiologische Expertise der Unikliniken Aachen und Münster zugreifen. Dies geschieht über sogenannte Telekonsile.
Häufigstes Thema im Rahmen dieser Audio-Video-Besprechungen war bislang die anspruchsvolle Beatmung im Rahmen von schweren Lungenversagen. Hier stellen sich häufig Fragen zum Zeitpunkt des Beatmungsbeginns, zur Lagerungstherapie, zur Entwöhnung von der künstlichen Beatmung und zur Therapie sich überlagernder Infektionen.
Das Virtuelle Krankenhaus wird nun zeitnah mit weiteren Indikationen in die eigentliche Pilotphase gehen. Sukzessive sollen dabei digitale Komponenten und Dienste ausgebaut und in ihrem Zusammenspiel im Regelbetrieb optimiert werden.
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