Messdaten für nordrhein-westfälische Standorte werden ab sofort wöchentlich veröffentlicht
Zusätzlicher Indikator zur Beobachtung des Infektionsgeschehens
Das Abwassermonitoring ergänzt den Mix aus etablierten Indikatoren wie beispielsweise die Krankenhausbelegung und die 7-Tage-Inzidenz, mit denen das Ministerium das Infektionsgeschehen fortlaufend beobachtet.
Im Unterschied zu diesen etablierten Daten handelt es sich beim Abwassermonitoring um Ergebnisse aus laufenden Forschungsarbeiten. Der Ansatz des Abwassermonitorings wird fortlaufend wissenschaftlich weiterentwickelt und evaluiert. Das Infektionsgeschehen lässt sich aus den Daten des Abwassermonitorings bisher nicht immer zuverlässig abbilden.
Daher kann der genannte bewährte Indikatorenmix zur Bewertung der Entwicklung der Lage zum aktuellen Stand keineswegs durch das Abwassermonitoring ersetzt werden, sondern wird als ergänzender Indikator hinzugezogen.
„Ziel war es, das Corona-Abwassermonitoring noch in diesem Jahr in die Lagebewertung aufzunehmen. Ich freue mich sehr, dass wir mit dem Corona-Abwassermonitoring nun auf einen zusätzlichen Indikator zurückgreifen können, um die Infektionsdynamik in Nordrhein-Westfalen zu beobachten. Denn mit einer breiten Datenbasis können Entwicklungen differenzierter bewertet und Maßnahmen genauer an die Lage angepasst werden. Klar ist aber auch: Das Abwassermonitoring befindet sich noch in der wissenschaftlichen Pilotphase und wird fortlaufend weiterentwickelt. Daher kann es bei den Daten immer mal wieder zu qualitativen Schwankungen kommen”, erklärte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.
Das Abwassermonitoring in Nordrhein-Westfalen ist Teil der bundesweiten Forschungs- und Pilotvorhaben „Dezentrales SARS-CoV‑2 Monitoring im Abwasser - COVIDready" und „Systematische Überwachung von SARS-CoV-2 im Abwasser – ESI-CorA“. Über das nordrhein-westfälische Landesgebiet verteilt werden seit dem Frühjahr 2022 16 Kläranlagen beprobt.
Vier von diesen Standorten werden vom Land mit 240.000 Euro gefördert (Borken, Düsseldorf Nord+Süd, Gütersloh-Putzhagen, Waldbröl-Brenzingen), während die restlichen zwölf (Aachen-Soers, Bonn-Salierweg, Bottrop, Dinslaken, Duisburg AlteEmscher, Dortmund-Deusen, Dortmund-Scharnhorst, Emschermündung, Eschweiler-Weisweiler, Köln-Stammheim, Mönchengladbach GKW I, Wuppertal-Buchenhofen) durch den Bund gefördert werden.
In die Auswertung fließen zurzeit die Ergebnisse von zehn Standorten (Aachen, Soers, Bottrop, Dinslaken, Dortmund- Deusen, Dortmund-Scharnhorst, Duisburg Alte Emscher, Emschermündung, Eschweiler-Weisweiler, Mönchengladbach und Wuppertal-Buchenhofen) ein, da die dort erhobenen Daten bereits die notwendigen qualitativen Standards erfüllen.
Auch hier kann es zum Ausfall oder zu Verzögerungen einzelner Datenlieferungen kommen, dies betrifft aktuell - für den Probentermin 16. November 2022 - vier der zehn Standorte.
Eine sukzessive Ausweitung der Erhebung auf die weiteren sechs Standorte ist geplant.
Zusammenfassung zu den aktuell vorliegenden Ergebnissen:
Nach einem deutlichen Anstieg der durchschnittlichen Viruslast im September zeigt die Gesamtschau aller einbezogenen Abwasseranlagen für den Oktober und November mehr oder minder stagnierende Werteniveaus.
Der aktuell deutliche Anstieg vom 16. November 2022 lässt sich wegen fehlender Datenlieferungen von vier Anlagen und aufgrund der Regenfälle noch nicht sicher einschätzen. Daher sind daraus aktuell keine direkten Rückschlüsse auf die allgemeine Infektionsentwicklung abzuleiten. Regenereignisse können zunächst überhöhte („Spülstoß“) und dann verringerte Werte („Neusedimentation“) zur Folge haben, bevor sich der Messwert wieder stabilisiert.
Der aktuelle Blick auf drei der vier größten Kläranlagen mit vorliegenden aktuellen Daten bestätigt dieses Bild: Zwei von vier Anlagen verharren in einem unauffälligen Schwankungsbereich von +/- 15 Prozent gegenüber dem Wert im vorangehenden Zweiwochenzeitraum, eine Kläranlage zeigt einen steigenden Trend.
Werden Abwasserwerte und Inzidenzen gleichzeitig betrachtet, ist zu berücksichtigen, dass das Abwassermonitoring zwar einerseits zunehmende Infektionen früher als das Test- und Meldesystem anzeigen könnte. Andererseits wird aber eine abnehmende Infektionsdynamik möglicherweise erst verspätet angezeigt, weil auch abklingende Infektionen noch im Abwasser gemessen werden.
Das Corona-Abwassermonitoring ist wöchentlich aktualisiert auf der Internetseite des Landeszentrum Gesundheit NRW abrufbar.
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