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Potentialberatung unterstützt Digitalisierung - Owi-Ei-Erzeugergemeinschaft

Frau und Mann stehen vor einer Packmaschine

Qualität steigern und schrittweise digitalisieren. Potentialberatung in der Owi-Ei-Erzeugergemeinschaft Hof Determeyer

ESF-geförderte Potentialberatung begleitet bei der Digitalisierung von Arbeitsabläufen – Qualitätssicherung statt Entlassungen

Die „Owi-Ei-Erzeugergemeinschaft Hof Determeyer“ in Rietberg hat mit Hilfe von drei ESF-geförderten Potentialberatungen betriebliche Veränderungsprozesse umgesetzt. Im Zentrum standen die Qualitätssicherung und die Digitalisierung. Auf dem Weg zur digitalen Verzahnung von Anlieferung, Bestellung, Umverpackung und Auslieferung investierte der ostwestfälische Betrieb in einen Verpackungsroboter – zur Arbeitserleichterung.

Das „i-Tüpfelchen“, sagt der Duden, ist „eine Zutat, die einer Sache die letzte Abrundung gibt“, die Krönung quasi, und genau dafür steht das „i“ im Firmennamen der „Owi-Ei-Erzeugergemeinschaft Hof Determeyer“, während „ow“ die Region Ostwestfalen repräsentiert, in der das Unternehmen seinen Standort hat, und „Ei“ das Produkt benennt, das in dem Betrieb verpackt und vermarktet wird.

Ausgedacht hat sich den originellen und einprägsamen Firmennamen Thomas Determeyer selbst, Unternehmer und staatlich geprüfter Landwirt. Zwischen 300.000 und 350.000 Eier werden in seinem Betrieb im ostwestfälischen Rietberg jeden Tag sortiert, kommissioniert, bedarfsgerecht verpackt, auf Paletten verladen und zu rund 80 Supermärkten in der Region transportiert.

Owi-Ei-Hennen, darauf legt Thomas Determeyer großen Wert, leben in hellen, weiträumigen Ställen. Owi-Freilandeier hingegen stammen von freilaufenden Hühnern, denen begrünte Flächen und ein Wintergarten „zur freien Verfügung“ stehen. Alle Legehennen erhalten ausgewogenes, natürliches Futter von Landwirten aus der Region: „Das gewährleistet hohe Eiqualität und einen ausgezeichneten Geschmack“, verspricht der Landwirt, „zudem werden höchste Ansprüche an Frische und Qualität durch eine nahtlose Kontrollkette erfüllt.“

Gleiches gilt für die im Unternehmen verpackten Bio-Eier. Sie stammen von ökologisch wirtschaftenden Partnerbetrieben, deren Legehennen ausschließlich hochwertiges Getreidefutter aus kontrolliert biologisch-regionalem Anbau erhalten.

Digitalisiertes Handbuch für das Qualitätsmanagement und eine neue Technologie

Die hohen Qualitätsansprüche der Firma passen gut zu den drei Potentialberatungen, die der Betrieb bislang in Anspruch genommen hat, bei denen es um die Themen „Qualitätssicherung“ und „Digitalisierung“ ging und die bei der zuständigen Regionalagentur zu beantragen sind. Andreas Lühmann von der Regionalagentur OstWestfalenLippe GmbH: „Wenn in Unternehmen Zeit und Raum für strategische Überlegungen und Maßnahmen fehlen, werden wertvolle Ressourcen häufig nicht ausgeschöpft. Es besteht die Gefahr, dass vorhandene Potenziale nicht optimal genutzt und weiterentwickelt werden. Modernisierungsbedarfe bleiben unerkannt, was sich langfristig auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens auswirken kann. Hier bietet die Potentialberatung konkrete Hilfestellungen.“

Durchgeführt wurden die drei Potentialberatungen von der InnovaKom GmbH in Paderborn. In Zusammenarbeit mit den Beschäftigten - zurzeit 24 Vollzeit- und sechs Teilzeitbeschäftigte sowie eine variierende Anzahl von 450-Euro-Kräften, um Arbeitsspitzen ausgleichen zu können - erstellte das Beratungsunternehmen ein digitalisiertes Handbuch als Teil eines Qualitätsmanagement-Systems inklusive Organigramm, klarer Festlegung von Verantwortlichkeiten sowie detaillierten Arbeitsplatz- und Prozessbeschreibungen, „die es erlauben“, so Beraterin Imke Maria Lankamp, „strukturiert und effizient arbeiten zu können.“

In der Folgezeit wuchs der Betrieb weiter, steigerte seinen Umsatz und verdoppelte innerhalb von acht Jahren die Zahl seiner Beschäftigten. Aus der Einführung einer neuen, automatischen Eiersortieranlage - „ein technologischer Sprung“, sagt Thomas Determeyer - ergab sich eine zweite Potentialberatung. Jetzt galt es, gemeinsam mit Betriebsleitung und Maschinenführung, die im digitalisierten Handbuch enthaltenen Dokumente mit den darin festgelegten Arbeitsanweisungen und Prozessbeschreibungen anzupassen, ergänzt um firmeninterne Schulungen zur professionellen Maschinenbedienung.

Nicht selten führt der Einsatz neuer Technologien zur Freisetzung von Personal. Anders hier, so Thomas Determeyer: „Angeschafft haben wir die Anlage, um wettbewerbsfähig zu bleiben, denn sie ist wesentlich effizienter und reparaturfreundlicher als die alte, sichert eine schonendere Ei-Behandlung und beschleunigt die Arbeitsprozesse. Genauso wichtig war uns bei der Entscheidung für ihren Kauf aber auch ihrer Bedienerfreundlichkeit. Beschäftigte, die hier arbeiten, müssen sich deutlich weniger oft bücken, um die Maschine zu bestücken. Außerdem sind die Zugänge zur Reinigung der Anlage wesentlich erleichtert. All das reduziert die Arbeitsverdichtung, den Arbeitsdruck und die Belastung. Insgesamt also eine erhebliche Arbeitserleichterung für das Personal.“

Optimierte Gefahren- und Risikoanalysen

Die dritte Potentialberatung dann stand ganz im Zeichen steigender Kundenanforderungen. Eine der Konsequenzen war die Umstellung von Plastik- auf Kartonage-Verpackungen, „damit wir da auf der richtigen Seite sind“, so der Unternehmer.

Eingeflossen ist in die Potentialberatung auch das aktuelle Thema „Food Fraud“, also Lebensmittelbetrug, berichtet Imke Maria Lankamp, worunter „das Inverkehrbringen von Lebensmitteln mit dem Ziel, durch vorsätzliche Täuschung einen wirtschaftlichen Vorteil zu erlangen“ zu verstehen ist. Hier wurde eine vollständige Schwachstellenanalyse der Rohwaren und Lieferanten durchgeführt und – wo nötig – wurden Maßnahmen abgeleitet, um die Anfälligkeit des Unternehmens, Opfer eines Betrugs zu werden, zu reduzieren.

Ein weiteres Ziel der Potentialberatung war, die zuvor mit der InnovaKom GmbH entwickelten Verfahren der Gefahren- und Risikoanalyse im Qualitätsmanagement weiter zu optimieren. Schon das bisherige Verfahren hatte sich als erfolgreich erwiesen: Mit ihm konnte im vergangenen Jahr belastetes Futtermittel, das auch an Partnerbetriebe der „Owi-Ei-Erzeugergemeinschaft“ geliefert worden war, rechtzeitig entdeckt werden.

Mittlerweile verfügt die „Owi-Ei-Erzeugergemeinschaft Hof Determeyer“ über ein Zertifikat von „agroVet“, dem führenden Anbieter für Kontrollen und Zertifizierungen im Lebensmittel- und Futtermittelbereich sowie bei nachhaltigen Rohstoffen in Österreich, das den ostwestfälischen Betrieb berechtigt, seine Waren auch in die Alpenrepublik zu liefern.

Neuer Verpackungsroboter

Auf dem Weg zur digitalen Verzahnung von Anlieferung, Bestellung, Umverpackung und Auslieferung ist die „Owi-Ei-Erzeugergemeinschaft“ jetzt den nächsten Schritt gegangen und hat in einen Verpackungsroboter investiert. Der so genannte „Eier-Loader“ kann bis zu 150.000 Eier pro Stunde auflegen. Auch er wird nach Aussage von Thomas Determeyer die Arbeit der Beschäftigten weiter erleichtern: „Wenn bislang ein Mitarbeiter acht Stunden lang Eier auf eine Anlage aufsetzt, hat er am Tagesende mehrere Tonnen bewegt. Das wird jetzt alles viel einfacher“.

Rentieren soll sich der Roboter auch über diesen arbeitserleichternden Effekt: „Schon mit der damaligen Eiersortieranlage konnten wir die Zahl der Krankentage unserer Beschäftigten und damit Kosten deutlich reduzieren.“ Auch jetzt, versichert Thomas Determeyer, wird es in Folge der Digitalisierung keine Entlassungen geben: „Wir haben eher einen Mitarbeitermangel, als dass wir auf einen unserer Beschäftigten verzichten könnten.“ Und dann fällt ihm ein Vergleich ein, der zu seinem Betrieb passt: „Jeder Unternehmer muss sein Personal heute so behandeln wie ein rohes Ei!“