
Minister Laumann auf Fachkräftetour in der Region Düsseldorf - Kreis Mettmann
Inklusion – Mehrwert für fachkräftesuchende Unternehmen
Arbeitslose Menschen mit Behinderungen haben geringere Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden. Doch viele von ihnen sind gut qualifiziert und werden am Arbeitsmarkt gebraucht. Wie Inklusion gelingt, stand am 28. Juni 2024 im Mittelpunkt einer weiteren Station auf der Fachkräftetour von Minister Laumann, diesmal in der Region Düsseldorf - Kreis Mettmann.
Menschen mit Behinderungen und offene Stellen künftig besser zusammenzubringen – das ist das Ziel der „Gemeinsamen Initiative zur Stärkung der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt Nordrhein-Westfalens“, die jüngst von den Sozialpartnern, den Unterstützungssystemen und der Landesregierung unterzeichnet worden ist.
Längst realisiert ist das Ziel der Inklusionsinitiative bei der KADOMO GmbH in Hilden. Davon konnte sich Minister Karl-Josef Laumann beim Besuch des Unternehmens im Rahmen seiner Fachkräftetour unmittelbar selbst überzeugen. Das Unternehmen verfügt über langjährige Erfahrung bei der Entwicklung, Herstellung und dem Umbau von Kraftfahrzeugen speziell für mobilitätseingeschränkte Personen sowie für Menschen mit einer Behinderung. Aktuell beschäftigt das Unternehmen 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sieben mit (Schwer-)Behinderungen.
KADOMO ist als Inklusionsbetrieb ausgezeichnet und etabliert in einem Markt, wo es besonders auf Kundenbetreuung und -beratung ankommt. „Hier, bei KADOMO“, fasste der Minister nach Gesprächen mit den Beschäftigten seine Eindrücke vom Besuch zusammen, „war eindeutig zu erfahren, dass Menschen mit Behinderungen sich mit entsprechender Unterstützung als wertvolle Arbeits- und Fachkräfte in Unternehmen einbringen können und ihre Beschäftigung sich für Arbeitgeber lohnt.“ Insofern könne das Unternehmen beispielhaft wirken für „gelungene Inklusion als wichtiger Baustein bei der Fachkräftesicherung.“
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„Endlich die Potentiale erkennen!“
In Nordrhein-Westfalen sind etwa 53.000 schwerbehinderte Menschen arbeitslos gemeldet. Was viele Unternehmen nicht wissen: Rund 50 Prozent von ihnen haben eine abgeschlossene duale oder akademische Ausbildung, sind also bestens qualifiziert.
Doch anders als die KADOMO GmbH lassen viele Betriebe das enorme Potential dieser Personengruppe bei ihrer Fachkräftesuche bislang unberücksichtigt. Unternehmen auf diese Chancen hinzuweisen, war Thema beim anschließenden Fachkräftekongress in Düsseldorf mit dem Titel: „Inländische Potentiale und gleichberechtigte Teilhabe: Inklusion als ein Weg zur Fachkräftesicherung.“ Für den Veranstalter, die Regionalagentur Düsseldorf – Kreis Mettmann, war das der Auftakt, um in der Folge über Multiplikatorinnen und Multiplikatoren Unternehmen über die Möglichkeiten und Unterstützungsangebote bei der Beschäftigung von beeinträchtigten Menschen zu informieren.
Hier skizzierte der Minister zunächst die zentralen Bestandteile der Fachkräfteoffensive NRW, zu denen auch die Inklusion von Menschen mit Behinderungen zählt. In dem Handlungsfeld ist Nordrhein-Westfalen schon lange aktiv und setzt dabei bereits in den Schulen an. Beispielhaft dafür, so Karl-Josef Laumann, stehen die Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen im Rahmen des Programms „Kein Abschluss ohne Anschluss - Schule trifft Arbeitswelt“ (KAoA-STAR), die erfolgreiche Aktion „100 zusätzliche Ausbildungsplätze für Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen“ sowie die 340 Inklusionsbetriebe im Landesprogramm „Integration Unternehmen“.
Gefordert sind aber auch die einzelnen Betriebe. An sie richtete Karl-Josef Laumann die Botschaft: „Menschen mit Behinderungen haben große Potentiale, von denen Unternehmen profitieren können und die besonders in Zeiten des Arbeitskräftemangels endlich erkannt werden müssen.“
Optimierte Rekrutierung
Wie und unter welchen Bedingungen Inklusion in der Praxis gelingt, war Gegenstand der ersten, von Maria Beck moderierten Podiumsrunde beim Fachkräftekongress. Im Gespräch mit dem Minister berichteten Rene Elz, Mitarbeiter der Firma KADOMO, und Davina Ellis, Mitarbeiterin der Firma Infosys BPM, wie sie im Lauf ihres Berufslebens so schwer erkrankten, dass heute beide auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Sie appellierten an alle Unternehmen, beeinträchtigten Menschen zum Beispiel über Praktika die Chance für ein gegenseitiges Kennenlernen zu geben und Menschen, bei denen eine Behinderung im Laufe des Erwerbslebens eintritt, einen passenden betriebsinternen Arbeitsplatzwechsel zu ermöglichen.
Für Olaf Wagner, Dezernent für Digitalisierung, Personal und Organisation der Landeshauptstadt Düsseldorf, sowie für Philipp Gilbert, Direktor des Kreises Mettmann, die ebenfalls am Podiumsgespräch teilnahmen, ist das eine Selbstverständlichkeit. Stadt- und Kreisverwaltung liegen klar über der Pflichtquote von fünf Prozent, also dem Mindestanteil an Arbeitsplätzen, die von schwerbehinderten Menschen besetzt sein müssen.
Gleichzeitig betonten sie, dass angesichts der demografischen Entwicklung und zunehmender Verrentung und Pensionierung in dieser Personengruppe ein noch größeres Potential zu bergen ist, um den vielfältigen Aufgaben einer Stadt- und Kreisverwaltung auch in den nächsten Jahren nachkommen zu können. Nicht nur deshalb richte die öffentliche Hand die Rekrutierung, das Bewerbungsmanagement und die Stellenbesetzung neu aus und betreibe aktive Mitarbeiterbindung insbesondere durch flexible Arbeitszeitmodelle, moderne Arbeitsbedingungen und ein konstruktives Arbeitsklima.
Vielfältige Unterstützung
Nachdem Ines Engelkraut vom Firmenservice Deutsche Rentenversicherung das Präventionsprogramm „RV-Fit“ vorgestellt hatte, wozu unter anderem die gesamte Palette des Betrieblichen Gesundheitsmanagements zählt, präsentierten Jessica Handke von der Handwerkskammer Düsseldorf und André Lutz Overrath von der IHK Düsseldorf diverse Praxisbeispiele gelungener Inklusion. Zugleich lieferten sie einen detaillierten Überblick über das umfassende Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangebot der Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA), das sich an Unternehmen richtet, die Menschen mit (Schwer-) Behinderungen beschäftigen oder beschäftigen möchten.
Genauso informativ war der Vortrag von Sabine Schnock von der Fachstelle für behinderte Menschen im Arbeitsleben der Landeshauptstadt Düsseldorf. Die Fachstellen erfüllen vom Inklusionsamt übertragene Aufgaben mit dem Ziel, Arbeitsplätze schwerbehinderter Beschäftigter zu sichern. Dazu bieten sie begleitende Hilfen im Arbeitsleben an, insbesondere Information und Beratung sowie finanzielle Hilfen. Ein zusätzliches Arbeitsfeld betrifft den Kündigungsschutz für schwerbehinderte Menschen, bei dem geprüft wird, ob die Kündigung mit der Schwerbehinderung im Zusammenhang steht.
Wie reichhaltig das Beratungsangebot der Bundesagentur für Arbeit in diesem Handlungsfeld sowohl für beeinträchtige Menschen als auch für interessierte Unternehmen ist, war von Stefanie Tielsch von der Arbeitsagentur Düsseldorf zu erfahren. Falls für bestimmte Sachverhalte keine Fördermittel der Arbeitsagentur zur Verfügung stehen, setzt „Verweisberatung“ ein, sprich: die Arbeitsagentur vermittelt in den Fällen direkt an die passende Stelle, liefert also den roten Faden im großen Netzwerk unterstützender Institutionen.
Immer wieder deutlich wurde im Podiumsgespräch der Mehrwert, den die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen für Unternehmen hat. So ließ Yvonne Nelles von Infosys BPM keinen Zweifel daran, „wie wertvoll Menschen mit Behinderungen für ein Unternehmen sind“. Wichtig sei allerdings ein offener Umgang mit Behinderungen in der Belegschaft: „Wenn zum Beispiel eine Mitarbeiterin Multiple Sklerose hat und aufgrund eines krankheitsbedingten Schubs nicht in der Lage ist, eine Arbeit sofort zu erledigen, muss Verständnis für die Einschränkungen vorhanden sein, die so eine Krankheit mit sich bringt.“
Zu Wort kam auch Frank Rösner, Geschäftsführer der von Minister Laumann besuchten KADOMO GmbH, der speziell für seinen Betrieb die Behinderung der bei ihm beschäftigten Menschen als „Zusatzqualifikation“ sieht, denn „sie sind Experten für ihre spezifische Behinderung und daraus resultierende Ansprüche an die Fahrzeuge, die wir produzieren.“
„Jetzt nur noch zugreifen …“
Für die Regionalagentur Düsseldorf- Kreis Mettmann war der Fachkräftekongress mit den rund 70 geladenen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus Kammern und Unternehmensverbänden laut Leiterin Marion Bayan nur der Auftakt für eine Vielzahl weiterer Aktivitäten ihrer Einrichtung im Handlungsfeld „Inklusion“. Ziel ist, mittels regionaler und branchenspezifischer Veranstaltungen in der Unternehmenswelt das Bewusstsein zu schärfen für die Vielfalt an professionellen Unterstützungsangeboten bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen. „Jetzt brauchen Unternehmen nur noch zuzugreifen“, fasste der Minister den Hauptgedanken zusammen, „dann haben sie die Fachkräfte, die sie brauchen.“
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