
Aktion „100 zusätzliche Ausbildungsplätze“ – BFW Oberhausen nutzt erfolgreich Onlinemedien
Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze für Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen“, gefördert mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) – Kontaktreduzierte Umsetzung in Oberhausen
Ausbildung mit Behinderung in Corona-Zeiten – Umsetzung und Erfahrungen beim Berufsförderungswerk Oberhausen
Das Berufsförderungswerk Oberhausen (BFW) begleitet aktuell 55 junge Menschen aus drei Ausbildungsjahrgängen im Rahmen der Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze für Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen“. Das BFW schließt den Ausbildungsvertrag, sucht Kooperationsbetriebe für den betrieblichen Teil der Ausbildung und bietet sozialpädagogische und psychologische Unterstützung in Problemlagen sowie ergänzenden Stützunterricht nach individuellem Förderbedarf. Aufgrund der kaufmännischen Ausrichtung des BFW machen hier die meisten Teilnehmenden im Rahmen der Aktion 100 eine Ausbildung in kaufmännischen und Verwaltungsberufen sowie in IT- und Technik-Berufen.
So gut wie alle Teilnehmenden bringen eine Nähe zu Onlinemedien und digitalen Tools mit und verfügen über ein eigenes Handy oder einen eigenen Laptop. „Das hat die Umstellung des Präsenzbetriebs auf Online-Angebote und digitale Kommunikationsformate enorm erleichtert. Lediglich in einem Fall mussten wir für einen Auszubilden einen Laptop bereitstellen, weil ein privates Gerät nicht zur Verfügung stand“, sagt Sabine Lauer, Stabsstellenleiterin im BFW Oberhausen für die Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze“.
Mit einem Team von zehn Sozialpädagoginnen und Fachlehrern und -lehrerinnen sorgt sie dafür, dass die jungen Menschen auch in Corona-Zeiten begleitet werden und (virtuelle) Unterstützung für ihre Ausbildung erhalten, sei es im Kooperationsbetrieb, in der fachtheoretischen Unterstützung, beim Bewerbungstraining oder bei persönlichen Problemen. „Wir müssen jetzt mehr als vorher im Einzelkontakt regeln, das macht unsere Arbeit unter den Corona-Bedingungen deutlich intensiver und aufwendiger.“
In Kontakt bleiben - auf bewährten Kanälen und im Videochat
Um in Kontakt zu bleiben und fortlaufende sozialpädagogische Begleitung zu gewährleisten, werden verschiedene Medien und Kommunikationsformate genutzt. Telefon und Email sind dabei weiterhin bewährte Kanäle, für den fachtheoretischen Unterricht und das Lernen von zuhause steht zudem eine Lernplattform bereit, die auch von Berufsschulen genutzt wird.
Zusätzlich gibt es ein neues Videokonferenz-Tool, das das BFW kurz vor dem Corona-Lockdown eingeführt hat und wofür alle Mitarbeitenden geschult wurden. „Unser Wissen zu Handhabung und Installation der Software konnten wir so schnell an die Teilnehmenden der Aktion 100 weitergeben, zum Teil noch am letzten Präsenztag vor dem Lockdown. Abgesehen von der zeitweisen Überlastung der W-LAN-Netze funktioniert bei uns die Videokommunikation sehr gut und wird auch von allen problemlos und gerne angenommen“, so Sabine Lauer.
Je nach individueller Situation und Förderbedarf gilt es, die teilnehmenden Auszubilden „bei der Stange zu halten“ und soziale Isolation zu verhindern. „Wir haben junge Menschen mit psychischen Problemen, da ist es besonders wichtig, intensiven Kontakt zu halten und sie in das soziale Geschehen einzubinden.“ Auszubildende, die weiterhin in ihren ausbildenden Kooperationsbetrieb gehen können, werden vom Betrieb betreut oder im betrieblichen Homeoffice begleitet, so Sabine Lauer.
Für diejenigen, deren Betriebe schließen mussten, stellt das BFW neben sozialpädagogischer Begleitung auch Lernmaterial bereit, das die Teilnehmenden als Übungsaufgabe erhalten und in Absprache mit der fachlichen oder sozialpädagogischen Begleitung als Tagespensum erledigen. „Die Zeit des Lockdowns haben wir genutzt und ergänzend zum Lernstoff der Berufsschulen Übungsaufgaben bereitgestellt, damit die Teilnehmenden auch von zuhause Wissenslücken aufarbeiten können. Das Fachpraktische lässt sich jedoch aus der Distanz nicht ersetzen“, sagt Sabine Lauer.
Allmähliche Rückkehr zum Normalbetrieb - Vorbereiten auf Abschlussprüfungen
Aufgrund der intensiven Begleitung im Rahmen der Aktion 100 konnte bislang die Zeit gut überbrückt werden und niemand musste – Corona bedingt – die Ausbildung abbrechen. Für diejenigen Teilnehmenden, die zum Jahresbeginn in das Förderprogramm zugewiesen wurden, erwies sich die Vermittlung in Kooperationsbetriebe allerdings als nicht ganz so einfach und musste zeitweise ausgesetzt werden. „Vor allem am Anfang der Pandemie hatten die Betriebe mit ganz anderen Problemen zu kämpfen und waren für Praktika und Bewerbungen kaum aufgeschlossen.“
So konnte zwar noch ein Teil der Teilnehmenden vermittelt werden, es wurden aber auch Bewerbungsgespräche aufgrund der Corona-Situation abgesagt oder verschoben. „Inzwischen gibt es wieder Bewegung und wir konnten vier Bewerbungsgespräche erfolgreich vermitteln. Selbstverständlich mit Mundschutz und Sicherheitsabstand“, berichtet Sabine Lauer. Unterdessen wird der Bewerbungsprozess fortgesetzt, die Teilnehmenden üben Vorstellungsgespräche im Videochat, legen Bewerbungstagebücher an oder arbeiten an ihren Bewerbungsunterlagen.
Im Zuge der schrittweisen Rückkehr zum Normalbetrieb werden zunächst diejenigen Auszubildenden wieder im BFW präsent sein können, die im Juni ihre Abschlussprüfungen haben. Nach den vergangenen Wochen bedeute es für die Teilnehmenden schon eine Umstellung, wieder direkt vor Menschen zu stehen, so Sabine Lauer. Das will insbesondere für die mündlichen Prüfungen geübt sein, die schließlich „in echt“ und nicht in virtuellen Lernwelten stattfinden. Immerhin: Drei Auszubildende haben von ihrem Kooperationsbetrieb schon eine feste Zusage zur Übernahme erhalten.