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Auftaktveranstaltung der Berufseinstiegsbegleitung NRW

Gruppenfoto

Hilfestellung auf dem Weg in Ausbildung und Beruf: Jede und Jeder wird gebraucht

Die Berufseinstiegsbegleitung, gefördert aus Mitteln der EU, unterstützt Schülerinnen und Schüler, die auf dem Weg in Ausbildung besondere Hilfestellung benötigen. Zur neuen Förderrunde informierte eine Veranstaltung mit MAGS-Staatssekretär Matthias Heidmeier.

Das Förderangebot der Berufseinstiegsbegleitung des Landes Nordrhein-Westfalen richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die auf dem Weg in die Ausbildung besondere Hilfestellung benötigen. Beim Austausch zwischen durchführenden Trägern, der fachlichen Begleitung und den Fördergebern ging es am 27.11.2023 um die Erfolge der bisherigen Umsetzung sowie um die neue Kohorte junger Menschen, die am 1. Februar 2024 an den Start geht – dann wieder kofinanziert aus Mitteln der Europäischen Union.

„Eins der großen Themen der Gegenwart ist die ökologische und digitale Transformation“. Das sagte Staatssekretär Matthias Heidmeier in seiner Begrüßungsrede bei der Auftaktveranstaltung zur „Berufseinstiegsbegleitung“. Gelingen kann sie nur mit einer ausreichenden Zahl an neuen Fachkräften. Die aber sind auf dem Arbeitsmarkt nur schwer zu finden. Das führt zu einem „Paradigmenwechsel am Arbeitsmarkt“, so der Staatssekretär: „Zukünftig wird jede und jeder gebraucht. Auch junge Menschen mit schlechten Schulnoten, mit Fluchthintergrund oder mit Handicap. Viele von ihnen können den Weg in die duale Berufsausbildung jedoch allein nicht schaffen, deshalb verlieren wir jedes Jahr Tausende von ihnen an prekäre Beschäftigung oder an das Transferleistungssystem.“

Matthias Heidmeier sieht darin einen „Sprengsatz für den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft: Es gibt nun mal nur einen Weg zu Wohlstand und sozialer Sicherheit und das ist produktive Arbeit.“ Damit auch junge Menschen mit Problemlagen diesen Weg gehen können, „brauchen sie jemanden, der sie an die Hand nimmt und in die Arbeitswelt und am besten in die duale Berufsausbildung führt.“ Genau das ist die Aufgabe der Berufseinstiegsbegleitung.

Gutes Zusammenspiel aller Ressourcen

Die Berufseinstiegsbegleitung beginnt schon früh, bereits ab der Vorabgangsklasse. Die Mitarbeitenden der beauftragten Träger unterstützen die jungen Menschen beim Erreichen ihres Schulabschlusses, helfen bei Bewerbungsunterlagen, bei der Vermittlung in Praktika und bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, aber auch bei der Bewältigung von persönlichen Problemen.

Damit das gelingt, führte Staatssekretär Matthias Heidmeier weiter aus, „brauchen wir die Wirtschaft als Partner“. Größere Unternehmen leisteten bei der Integration der genannten Personengruppe oft vorbildliche Arbeit. „Für manche Meisterin oder manchen Meister in einem kleinen Handwerksbetrieb ist es jedoch eine Hürde, einen jungen Menschen einzustellen, der nicht so perfekt ist wie sie selbst, als sie in seinem Alter waren.“ Oft schließen sie sogar wegen fehlendem Fachkräftenachwuchs den Betrieb: „Mit Nachhaltigkeit hat das nichts zu tun.“

Neben den Unternehmen ist für die erfolgreiche Umsetzung der Berufseinstiegsbegleitung das gute Zusammenspiel aller Ressourcen von Arbeitsagenturen, Jobcentern und Trägern gefragt. So sieht das auch Anja Schmiedeke, Bereichsleiterin bei der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit. Statistiken ihrer Einrichtung weisen nach, dass in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr 2100 junge Menschen ohne Abschluss die allgemeinbildende Schule verließen: „Ziel der Berufseinstiegsbegleiterinnen und Berufseinstiegsbegleiter muss sein, auch ihnen Hoffnung zu geben und ihnen zu helfen, Vertrauen in sich selbst zu gewinnen, um selbstbestimmt und zufrieden ein gutes Leben führen zu können.“ Dass eine „Kümmerer-Struktur“ in diesem Handlungsfeld letztlich auch der Fachkräftesicherung dient, ist für sie offensichtlich.    

Zukunftspfade zur Fachkräftesicherung

In seinem anschließenden Vortrag skizzierte Dr. Jens Stuhldreier, Leiter des Referats Berufliche Orientierung, Übergang Schule-Beruf im MAGS NRW, in dem die Berufseinstiegsbegleitung verankert ist, „Wegmarken und Zukunftspfade“ des Instruments.

Die Rahmenbedingungen für die Begleitung von Schülerinnen und Schülern, so Dr. Stuhldreier, hatten sich vor wenigen Jahren vor allem durch den Rückzug des Bundes aus der Kofinanzierung der Berufseinstiegsbegleitung verändert. Mit einer Überbrückungsfinanzierung durch das MAGS NRW mit NRW-ESF-Mitteln sei es aber gelungen, das Angebot bis zum Beginn der Anschlussfinanzierung vor zwei Jahren aufrechtzuerhalten, „ohne dass bei der Begleitung der Jugendlichen Lücken entstehen. Die Kohorte, die am 1. Februar 2024 an den Start geht, wird wieder aus Mitteln der Europäischen Union kofinanziert.“

Die „Zukunftspfade“ betrat Dr. Stuhldreier mit seiner Aufzählung der „großen Herausforderungen“, die der Übergang von der Schule in den Beruf für junge Menschen bedeutet. Dazu zählen „die steigenden Anforderungen in der Arbeitswelt, die kaum überschaubare Zahl möglicher Anschlussoptionen sowie die schwer zu antizipierenden Entwicklungen auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt.“ Viele Jugendliche resignieren vor diesen Herausforderungen und ziehen sich zurück. Welche dramatischen Auswirkungen das haben kann, unterstrich er mit seinem Hinweis auf die Erkenntnisse einer von der Landesregierung NRW in Auftrag gegebenen und jüngst veröffentlichten Studie. Demnach ist Einsamkeit unter jungen Menschen in Nordrhein-Westfalen, intensiviert durch die Corona-Pandemie, stark verbreitet.   

„Deshalb“, fuhr Dr. Stuhldreier fort, „machen sich die Landesregierung und ihre Partner im Ausbildungskonsens NRW dafür stark, jungen Menschen eine individuelle Beratung und Begleitung zu bieten und eine passende Anschlussperspektive aufzuzeigen.“ Im Rahmen der Fachkräfteoffensive NRW wurden dazu vor allem für Coaching-Angebote 50 Millionen Euro jährlich investiert. Hierzu startete Mitte des Jahres das Förderangebot „Ausbildungswege NRW“, um unversorgte ausbildungsinteressierte Menschen für die duale Ausbildung zu gewinnen. Auch das neue Landesprogramm „Übergangslotsen“ hat dies zum Ziel, spricht aber explizit junge Menschen der Vorbereitungsklassen in den Berufskollegs an. Zusammen mit den Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern spielen diese drei Landesprogramme „eine entscheidende Rolle“, so Jens Stuhldreier.

Umfassende fachliche Begleitung

Bei ihrer Arbeit stehen Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleiter nicht allein, versicherte Dr. Nadia Kraam vom MAGS NRW. Unterstützt werden sie durch die fachliche Begleitung der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (G.I.B.) Sie gewährleistet die enge Verzahnung der Berufseinstiegsbegleitung mit der Landesinitiative KAoA und auch mit der Fachkräfteoffensive NRW.

Zum konkreten Unterstützungsangebot der fachlichen Begleitung gehören kommunale und regionale Workshopangebote, die Identifikation und Bereitstellung guter Praxisbeispiele sowie die jederzeitige und sofortige Unterstützung bei akuten Fragestellungen per Telefon oder Mail.

Zuständig für die fachliche Begleitung in der G.I.B. sind Gaby Holz und Maximiliane Berger, die beide auch die Auftaktveranstaltung moderierten. Mit ihren an die Vertreterinnen und Vertreter der Träger gerichteten Worten „Jetzt ist Ihre Expertise gefragt!“ leitete Gaby Holz zur Gesprächsgruppenphase über, „zum Herzstück der Veranstaltung.“

Der Austausch über Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Alltagsarbeit der Träger soll der Weiterentwicklung des Instruments „Berufseinstiegsbegleitung“ dienen. Dabei ging es um die Kooperation der Träger mit den Schulen und der Bundesagentur für Arbeit, um Schnittmengen und Synergien im Netzwerk weiterer Akteurinnen und Akteuren in diesem Handlungsfeld oder um digitale Tools und Hilfsmittel zur Arbeitserleichterung.

Die in den Gesprächen produzierte Fülle an Wünschen und Ideen lässt sich hier nur summarisch illustrieren: Der Vorschlag etwa, Informationen für junge Menschen der Zielgruppe in Leichter Sprache zu formulieren, der Hinweis auf die große Bedeutung einer langfristigen Zusammenarbeit zwischen den Partnern für den Vertrauensaufbau, die Bewertung der Anbindung der Berufseinstiegsbegleitung an die Landesinitiative KAoA als „großes Plus“, aber auch der Wunsch der Träger nach Abbau von Dokumentationspflichten und Verwaltungsaufwand.

In einem Themenbereich der Gruppenphase wurde aber auch ganz offen nach den „Grenzen von Berufseinstiegsbegleitung“ gefragt. Die sind dann erreicht, wenn die Träger am Arbeitsmarkt mitunter kein geeignetes Personal für die Funktion finden. Ein Argument mehr also für das Instrument Berufseinstiegsbegleitung und für die Fachkräfteoffensive NRW.