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Arbeit 2020 in NRW – Digitale Zukunft gestalten

V.l.n.r. Reinhard Röhrig - IG Metall NRW, Andreas Prior – Betriebsrat, Jens Göcking - TBS NRW

Gemeinsam die digitale Transformation gestalten – Arbeit 2020 unterstützt erfolgreich Betriebsräte und Unternehmen

Wie können Veränderungsprozesse für Beschäftigte und Unternehmen erfolgreich gestaltet werden? Das Projekt Arbeit 2020 hat dazu Wege und Instrumente entwickelt. Drei Betriebs-Beispiele zeigen, wie der sozialpartnerschaftliche Dialog- und Gestaltungsprozess durch das ESF-geförderte Projekt gelungen ist. Gute Grundlagen schaffen Zukunftsvereinbarungen und die Entwicklung gemeinsamer Zukunftsbilder.

„Arbeit 2020 in NRW" ist als gewerkschaftliches Gemeinschaftsprojekt bis Ende 2021 aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert worden. Betriebsräte, Beschäftigte und Unternehmen wurden dabei unterstützt, die mit der Digitalisierung einhergehenden Entwicklungen und Veränderungen zu erkennen und sozialpartnerschaftlich zu gestalten. Die Ergebnisse haben vielfach Eingang gefunden in konkrete Zukunftsvereinbarungen oder betriebliche Zielbilder, die die weitere Zusammenarbeit zur Gestaltung der Digitalisierung verbindlich machen und als „Roadmap in die Zukunft“ weiterwirken.

ZF Tech Center Düsseldorf – Zielbild entwickeln für die Zukunft am Standort

Das Unternehmen ZF mit Hauptsitz in Friedrichshafen ist ein weltweit aktiver Technologiekonzern mit mehr als 150.000 Beschäftigten und liefert Systeme für die Mobilität von Pkw, Nutzfahrzeugen sowie Industrietechnik. Der ZF-Standort Düsseldorf (der als ZF Automotive Germany GmbH firmiert) ist als reines Entwicklungszentrum auf Lenkungs- und Fahrassistenzsysteme spezialisiert, mit rund 700 Beschäftigten, darunter viele gut ausgebildete und hoch qualifizierte Fachkräfte.

Das Projekt „Arbeit 2020 in NRW“ hat dabei unterstützt, im Rahmen des „Tarifvertrags Transformation“ Grundlagen für die Erstellung eines Zukunfts- oder Zielbildes für den Standort Düsseldorf zu erarbeiten. Mit Hilfe des Projektteams wurde der Entwicklungs-Prozess gemeinsam vorbereitet, eine Analyse über Stärken und Schwächen des Standortes begonnen und es wurden mögliche Handlungsfelder aufgezeigt. Dazu gab es verschiedene Workshops mit den Beschäftigten, die Einzelthemen wie etwa die Gestaltung von mobiler Arbeit intensiv behandelten. Besonders erfolgreich war eine breit angelegte Beschäftigtenumfrage. Der angestoßene betriebliche Dialog dient jetzt als Grundlage für die weitere beteiligungsorientierte Erstellung des Zielbildes bis Ende 2022.

Melanie Bensberg hat für die IG Metall das Projekt begleitet. „Von Anfang an war die Zusammenarbeit mit Betriebsrat und Werksleitung sehr konstruktiv und kooperativ.“ Als „Riesenerfolg“ wertet sie vor allem die von Betriebsrat und Werksleitung gemeinsam beschlossene Beschäftigtenumfrage. „Die hohe Rücklaufquote hat gezeigt, dass die Beschäftigten bei der Gestaltung der betrieblichen Zukunft mitreden wollen. Bemerkenswert ist insbesondere, wie viele qualitativ hochwertige Verbesserungsvorschläge z. B. im Hinblick auf Produkte oder Arbeitsabläufe gemacht wurden.“

Betriebsratsvorsitzender
Betriebsrat Stefan Engels und Werksleiter Dirk Schulte

Im Rahmen des „Tarifvertrags Transformation“ sind die Standorte der ZF-Gruppe in Deutschland gehalten, ein Zielbild zur Sicherung des jeweiligen Standorts zu entwickeln. Für den Düsseldorfer Betriebsratsvorsitzenden Stefan Engels kam daher die Unterstützung durch das Projekt gerade recht. „Rückblickend muss ich sagen: Das Projekt ist hier wirklich gut angekommen, bei den Beschäftigten wie bei der Werksleitung. Wir haben jetzt eine Roadmap in die Zukunft. Damit können wir sagen, in welche Richtung es in den nächsten Jahren gehen muss, um die Zukunftsfähigkeit des Standortes zu sichern.“

Mit Hilfe von Arbeit 2020, resümiert Stefan Engels, „sind wir bei der Entwicklung des Zielbildes gut vorangekommen. Das kann ich nur weiterempfehlen. Wie es hier am Standort Düsseldorf gelaufen ist, ist sicherlich ein vorbildlicher Prozess.“

Auch für die Werksleitung war die Unterstützung durch das Projekt ausgesprochen „konstruktiv und brückenbauend“, wie Werksleiter Dirk Schulte und Personalchef Marco Drüppel betonen. Durch das Arbeit 2020-Team habe sich eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Beteiligten entwickelt und war „zu jeder Zeit positiv und ergebnisorientiert“. Beeindruckt waren sie vor allem von der Professionalität der Projekt-Begleitung, wodurch es gelungen sei, den Prozess der Zielbildentwicklung auf Arbeitnehmer- wie auf Arbeitgeberseite ausgesprochen konstruktiv zu gestalten. Hilfreich sei insbesondere die Beschäftigtenumfrage mit einer Rücklaufquote von fast 80 Prozent gewesen, die viele wertvolle Anregungen gegeben habe. Ihre Bilanz: „Bei der Entwicklung des Zielbildes für den Standort Düsseldorf hat uns das Projekt definitiv geholfen und wir können den Prozess bis Ende 2022 sicherlich erfolgreich zu Ende bringen.“

Hintergrund: Besonders die Automobil- und die Zulieferindustrie werden durch den Technologiewandel stark verändert, das betrifft auch die ZF-Gruppe. Mit dem „Tarifvertrag Transformation“ hat sich die ZF Friedrichshafen AG mit dem Gesamtbetriebsrat und den Gewerkschaften auf eine Vereinbarung zur strukturellen Neuausrichtung des Unternehmens geeinigt. Der Tarifvertrag gilt bis Ende 2022 für die etwa 50.000 Tarifmitarbeitenden in Deutschland. Teil des Pakets ist die Vereinbarung, für jeden Standort ein Zukunftsbild zu entwickeln. Hier geht es darum, mit welchen Produkten und Investitionen Beschäftigung über das Jahr 2022 hinaus gesichert werden kann. Dieser jeweils auf Standortebene von Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretung gemeinsam geführte Prozess unterstützt die beschleunigte Transformation von ZF und ermöglicht den Erhalt aller Standorte, für die eine gute Perspektive entwickelt werden kann.

Madaus GmbH in Troisdorf –  Zukunftsvereinbarung zur Gestaltung der unternehmensspezifischen Transformationsherausforderungen

Die Madaus GmbH ist ein Unternehmen des Viatris-Konzerns. Am Standort Troisdorf fertigt das Unternehmen Arzneimittel sowie Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel.

Projektkoordinatoren
v.l.n.r. Markus Drischel (Leitung der Personalabteilung), Dr. Jürgen Mahling (Werkleiter), Marion Hartmann (Betriebsratsvorsitzende) und Lisa Boßmann (Projektsekretärin IG BCE) freuen sich über die unterzeichnete Zukunftsvereinbarung bei der Madaus GmbH

Im Sommer 2020 startete das Projekt „Arbeit 2020 in NRW“ bei der Madaus GmbH in Troisdorf. Inmitten von neuen Herausforderungen durch die pandemische Lage konnte in enger Zusammenarbeit das Betriebsprojekt zur Gestaltung der unternehmensspezifischen Transformationsherausforderungen erfolgreich umgesetzt werden.

Unter Berücksichtigung des Hygienekonzepts sowie aller vorbeugenden Maßnahmen konnten Beschäftigte in Präsenz an Workshops teilnehmen. Hieraus resultierte eine starke Beteiligung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus allen Bereichen des Unternehmens. Die ermittelten Handlungsfelder wurden in einer Zukunftsvereinbarung festgehalten, die alle Verantwortlichen im Juni 2021 unterschrieben.

In dieser Vereinbarung einigten sich die Betriebsparteien bei Madaus auf ein gemeinsames und sozialpartnerschaftliches Vorgehen unterstützt durch die IG BCE Nordrhein. Zusammen werden sie die Transformationsprozesse proaktiv gestalten. Die Themenbereiche Prozessgestaltung sowie Kommunikation und innerbetriebliche Zusammenarbeit wurden im gemeinsamen Analyseprozess als wichtigste Handlungsfelder definiert, die in geeigneten Projekten tiefergehend bearbeitet werden. Dabei wird ein ganzheitlicher Ansatz zur Gestaltung von Veränderungsprozessen unter Berücksichtigung von Mensch, Organisation und Technik verfolgt, der die Beteiligung der Beschäftigten explizit vorsieht und das Unternehmen für zukünftige Herausforderungen stärkt.

Lisa Boßmann hat für die IG BCE das Projekt Arbeit 2020 bei der Madaus GmbH begleitet. „Obwohl wir mitten in der Pandemie gestartet sind, ist die sozialpartnerschaftliche Zusammenarbeit hier sehr gut gelungen. Mit der Zukunftsvereinbarung und dem neu installierten Steuerkreis ist jetzt eine solide Grundlage geschaffen, um für künftige Herausforderungen durch die Digitalisierung gewappnet zu sein. Als besonderen Erfolg sehe ich es, dass auch nach Abschluss der Erstellung einer Betriebslandkarte die Zusammenarbeit weiter geht und wir als Gewerkschaft den beteiligungsorientierten und sozialpartnerschaftlichen Transformationsprozess fortführen können.“

Autopstenhoj GmbH in Rheine - Zukunftsvereinbarung für den digitalen Wandel

Die Autopstenhoj GmbH in Rheine ist auf die Herstellung und Lieferung von hydraulischen Hebebühnen spezialisiert und wurde vor einigen Jahren von der dänischen Stenhoj-Gruppe übernommen, einem führenden Anbieter von KFZ-Werkstattausrüstung. Der vorwiegend industriell arbeitende Handwerksbetrieb ist mit 110 Beschäftigten der kleinste Betrieb, der sich am Gemeinschaftsprojekt "Arbeit 2020 in NRW" unter Leitung der IG Metall Bezirksleitung NRW beteiligte.

Über ein Jahr lang haben Betriebsrat und Geschäftsführung einen Fahrplan zur betrieblichen Gestaltung des digitalen Wandels erarbeitet und die Maßnahmen und Schritte abschließend in einer gemeinsamen Zukunftsvereinbarung festgehalten. Die Unterzeichnung fand im Rahmen einer kleinen Veranstaltung statt. Betriebsrat und Geschäftsführung nahmen ebenso teil wie Vertreter der IG Metall NRW und der Technologieberatungsstelle TBS NRW, die den Handwerksbetrieb im Rahmen von "Arbeit 2020 in NRW" begleiteten.

Betriebsratvorsitzender
Betriebsratsvorsitzender Andreas Prior

„Allein hätten wird das nicht auf die Beine stellen können“, sagt Andreas Prior, Vorsitzender des siebenköpfigen Betriebsrats rückblickend. Die damalige Unternehmensleitung habe das Projekt aktiv unterstützt und auch Freistellungen für die mehrtägigen Workshops seien „kein Problem“ gewesen. Die Zukunftsvereinbarung sieht konkrete Aktionen und Maßnahmen für vier zentrale Bereiche vor: Ganz oben auf der To-do-Liste stehen Qualifizierung und Weiterbildung, die grundsätzlich allen Beschäftigten ermöglicht werden. Darüber hinaus sollen Kommunikation und Information sowie der betriebliche Gesundheitsschutz verbessert und laufende Prozesse optimiert werden.