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Informationen zum Einsatz von Antibiotika

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Informationen zum Einsatz von Antibiotika

Was Sie für einen verantwortungsbewussten Einsatz von Antibiotika wissen sollten

Antibiotika sind Medikamente, die Bakterien abtöten oder ihrer Vermehrung hemmen. Mit ihrer Hilfe lassen sich Erkrankungen, die durch Bakterien ausgelöst werden, wie Blutvergiftung, Entzündungen der Haut, Lungenentzündung oder Tuberkulose, sehr gut behandeln. Ohne wirkungsvolle Antibiotika würden viele Menschen an solchen Krankheiten sterben. Deshalb sind Antibiotika Lebensretter.

Manche Antibiotika wirken ganz gezielt gegen eine spezielle Art von Bakterien, andere – so genannte Breitband-Antibiotika – helfen gegen eine Vielzahl von Bakterienarten. Antibiotika wirken aber immer nur gegen Bakterien und nicht bei Krankheiten, die durch andere Erreger ausgelöst werden.

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Die Einführung von Antibiotika zur Behandlung von Infektionskrankheiten zählt zu den bedeutendsten Fortschritten der Medizin im 20. Jahrhundert. Allein in Deutschland werden ca. 250 bis 300 Tonnen Antibiotika jährlich an Patientinnen und Patienten verordnet, 85 Prozent davon in der ärztlichen Praxis. Damit gehören sie zu einer der verordnungsstärksten Arzneimittelgruppen in der ambulanten Versorgung.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Bis in die 70er Jahre glaubte man, mittels Antibiotika bald sämtliche Erreger behandeln zu können und in den Griff zu bekommen. Inzwischen mehren sich Meldungen über Keime, gegen die die gängigen Antibiotika unwirksam sind. So sterben derzeit jährlich 20 Millionen Menschen weltweit an Infektionskrankheiten, die eigentlich durch den Einsatz von Antibiotika als besiegt galten. Das größte Problem ist die Resistenzentwicklung, da die Mittel bei resistent gewordenen Erregern nicht mehr wirken.

Das Wichtigste zuerst: Gegen Viren oder Pilze sind Antibiotika wirkungslos. Bei einer Krankheit, die durch Viren ausgelöst wird, zum Beispiel Windpocken oder Hepatitis, hilft ein Antibiotikum genau so wenig wie bei einer Hautinfektion durch Pilze. Bei einer Erkrankung „auf Verdacht“ ein Antibiotikum einzunehmen oder zum Beispiel als Salbe aufzutragen ist fahrlässig!

Warum Antibiotika nicht gegen Erkältung helfen: Die meisten Erkältungskrankheiten, die sich durch Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen bemerkbar machen, werden durch Viren ausgelöst. Es nützt also nichts, bei einer Erkältung oder Grippe ein Antibiotikum zu nehmen. Es sei denn, Ihre Ärztin oder Ihr Arzt stellt fest, dass die Beschwerden durch Bakterien ausgelöst werden. Aber das ist bei Erkältungskrankheiten nur selten der Fall. Die Erkältungsviren kann unsere körpereigene Abwehr – das Immunsystem – normalerweise selbst bekämpfen. Bei geschwächten Menschen kann es jedoch vorkommen, dass die Viren dem Körper so zusetzen, dass sich zusätzlich krankmachende Bakterien ansiedeln. In solchen Fällen kann die Einnahme eines Antibiotikums sinnvoll sein.

Bakterien sind einzellige Lebewesen und überall in der Luft, im Wasser sowie im Boden verbreitet. Auch in unserem Körper befinden sich zahlreiche unterschiedliche Bakterien, die wichtige Funktionen erfüllen. Insbesondere im Darm, auf der Haut, in Mund und Nase sowie in den Harn-und Geschlechtsorganen sind Bakterien notwendig für unsere Gesundheit. Es gibt aber auch Bakterien, die Krankheiten auslösen. Bakterien, die zum Beispiel im Darm nützlich sind, können uns krank machen, weil sie etwa in die Blase gelangt sind.

Viren sind deutlich kleiner als Bakterien. Sie sind keine Lebewesen, weil sie nicht aus einer Zelle bestehen, sondern benötigen eine sogenannte „Wirtszelle“. In diese Wirtszelle dringen sie ein, um sich zu vermehren und auf Dauer zu existieren. Dennoch können sie außerhalb der Wirtszellen zum Teil sehr lange aktiv bleiben. Gelangen Viren in unseren Körper, können wir krank werden. Abhängig von der Art der Viren lösen sie relativ harmlose Atemwegserkrankungen aus, aber auch ernsthafte Infektionen wie Masern oder AIDS werden durch Viren verursacht.

Pilze sind hochentwickelte Zellen. Sie kommen als Einzeller vor oder mehrere Zellen schließen sich als Gruppe zusammen. Pilze kommen ähnlich wie Bakterien in der Umwelt und auf unserer Haut oder in unserem Körper vor. Ohne einen bestimmten Hefepilz etwa ist unsere Haut nicht gesund. In der Medizin spielen Hautpilze, Hefe-und Schimmelpilze eine Rolle. Beim Menschen können manche Pilze Allergien oder Infektionen etwa an den Fuß-und Fingernägeln hervorrufen.

Antibiotika sollen nicht leichtfertig oder in Eigenregie eingenommen werden. Beachten Sie bei der Einnahme immer folgende Tipps und Regeln:

Antibiotika richtig anwenden – Fünf Regeln

1. Wann?

Nehmen Sie nur dann ein Antibiotikum, wenn es wirklich sinnvoll ist und wenn Ihnen das Medikament von einer Ärztin oder einem Arzt verschrieben wurde.

2. Wie lange?

Beachten Sie die Einnahmedauer und die Wirkstoffmenge. Der Arzt stimmt diese individuell für Sie auf die vorliegende Infektion ab und berücksichtigt dabei eventuelle Vorerkrankungen und Allergien. Ziel ist, das Antibiotikum so kurz wie möglich und so lange wie nötig einzunehmen.

3. Nicht teilen!

Nehmen Sie niemals ein Antibiotikum ein, das einer anderen Person verschrieben wurde. Geben Sie auch niemandem Ihr Arzneimittel weiter – selbst dann nicht, wenn Sie glauben, dass es sich aufgrund der Krankheitszeichen um die gleiche Erkrankung handelt. Dieses gilt im Übrigen grundsätzlich für alle Arzneimittel, die Ihnen verordnet wurden.

4. Nicht mischen!

Andere Arzneimittel können mit dem Antibiotikum Wechselwirkungen eingehen. Aus diesem Grund sollten Sie Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin die Einnahme weiterer Medikamente mitteilen.

5. Schwanger?

Schwangerschaft und Stillzeit müssen bei der Wahl des geeigneten Antibiotikums ebenfalls berücksichtigt werden. Bitte teilen Sie diese Umstände unbedingt Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin mit

Liebe Eltern,


jede Mutter und jeder Vater möchte seinem Kind Leiden ersparen. Deshalb möchten Sie alles dafür tun, dass Ihr Kind möglichst schnell wieder gesund wird. Leider sind Kinder häufiger von Erkältungskrankheiten betroffen als Erwachsene, weil ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet ist. Ein Antibiotikum hilft Ihrem Kind aber nicht gegen Erkältungsviren!

Gerade Kinder und Jugendliche werden häufig mit Antibiotika über- bzw. fehlversorgt. Sie erhalten im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen die meisten Verordnungen.

Besprechen Sie gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, welche Therapie für Ihr Kind wirklich sinnvoll ist und wie Medikamente auch von Kindergarten- und Schulkindern richtig eingenommen werden können. Denn falsch eingenommene Antibiotika oder eine zu früh abgebrochene Antibiotikatherapie können zu Resistenzen führen.

Mit Antibiotika spielt man nicht!

Besonderheiten bei Kindern

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, denen man im Rahmen einer medikamentösen Therapie einfach eine niedrigere Dosis eines Arzneimittels verabreicht. Da sich Kinder noch in ihrer Entwicklung befinden, kann nicht grundsätzlich jedes Antibiotikum eingesetzt werden. Einige Antibiotika, die für Erwachsene geeignet sind, können bei Kindern schädlich sein und z.B. zu dauerhaften Veränderungen der Gelenkknorpel oder des Zahnschmelzes führen.

Häufige Infekte bei Kindern

Einer der häufigsten Gründe für einen Arztbesuch im Kindesalter ist die Mittelohrentzündung. Diese kann sowohl durch Bakterien als auch durch Viren verursacht werden. Bei einer akuten Mittelohrentzündung entwickeln sich die Symptome meist sehr schnell, verschwinden jedoch bei etwa 60 Prozent der Kinder wieder innerhalb von 24 Stunden. Schmerzmittel sowie abschwellende Nasentropfen sind dabei Mittel der Wahl.

Die häufigste Erkrankung der unteren Atemwege bei Kindern und Jugendlichen ist eine akute Bronchitis. Diese wird in der Mehrzahl der Fälle durch Viren und wesentlich seltener durch Bakterien verursacht. Eine Therapie mit Antibiotika ist somit in der Regel nicht sinnvoll. Schleimlösende Arzneimittel  können das Abhusten erleichtern und die Symptome lindern.

Akute Infektionen der oberen Atemwege sind in ca. 80 Prozent der Fälle durch Viren verursacht. Dementsprechend sind auch in diesen Fällen Antibiotika wirkungslos.

Grundsätzlich gilt, dass Erkrankungen von ärztlicher Seite abgeklärt werden sollten. Generell ist die Gesamtsituation Ihres Kindes wichtig. Denn auch bei bakteriellen Infekten, die ohne Antibiotika gut behandelbar wären, spielen Alter und Begleiterkrankungen eine entscheidende Rolle bei der Frage nach der medikamentösen Therapie.

Die richtige Anwendung und Zubereitung von Antibiotika (-säften) bei Kindern

Hat der Arzt oder die Ärztin Ihrem Kind aufgrund eines bakteriellen Infekts ein Antibiotikum verordnet, so ist die richtige Einnahme entscheidend für den Therapieerfolg (siehe auch Die richtige Einnahme von Antibiotika).

Antibiotika-Säfte erleichtern Kleinkindern die Einnahme der Wirkstoffe in flüssiger Form. Die richtige Zubereitung, Dosierung und Lagerung können Sie der Packungsbeilage entnehmen. Wichtig ist, diese genau zu befolgen, damit der Behandlung erfolgreich ist und es nicht zu Über-oder Unterdosierungen kommt.

Häufig haben Antibiotika-Säfte einen unangenehmen Geschmack. Hat Ihr Kind den Messlöffel mit dem Antibiotikum nicht vollständig geleert oder einen Großteil wieder ausgespuckt, stimmt die Dosierung nicht mehr. Ist dies wiederholt der Fall, wenden Sie sich bitte an Ihren Kinderarzt oder Ihre Kinderärztin. Fragen Sie nach, ob Sie den Saft eventuell in Getränke oder Speisen geben können, die Ihr Kind besonders mag. Da einige Lebensmittel die Wirksamkeit von Antibiotika beeinträchtigen können, ist das leider nicht immer möglich.

Unnötige Einnahme von Antibiotika bedeutet unnötige Risiken.

Wenn Sie ein Antibiotikum ohne medizinischen Grund nehmen, setzen Sie sich unnötig dem Risiko von Nebenwirkungen aus, ohne einen Nutzen von dem Medikament zu haben.

Nebenwirkungen von Antibiotika können etwa Kopfschmerzen, Durchfall oder Übelkeit sein, und sie können Allergien auslösen.

Unnötige Einnahme – Nebenwirkungen

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung! Deswegen gilt auch für die Einnahme von Antibiotika der Grundsatz: So oft wie notwendig und so selten wie möglich! Antibiotika wirken nämlich nicht nur gegen die krankmachenden Erreger, sondern auch gegen die Bakterien, die für uns nützlich sind wie zum Beispiel Darmbakterien.

Im Allgemeinen werden Antibiotika gut vertragen. Dennoch können sie wie alle Arzneimittel unerwünschte Wirkungen hervorrufen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen beispielsweise:

  1. Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen und Übelkeit
  2. Allergische Reaktionen der Haut wie Rötungen und Juckreiz
  3. Pilzinfektionen

Art und Häufigkeit der Nebenwirkungen sind abhängig davon, welches Antibiotikum eingenommen wird und wie der Gesundheitszustand des Patienten oder der Patientin insgesamt ist (z.B. weitere Erkrankungen, Einnahme von anderen Medikamenten). Sprechen Sie deshalb unbedingt Ihren behandelnden Arzt bzw. Ihre behandelnde Ärztin auf Nutzen und Risiken der Antibiotikaeinnahme an. Wenn bei früheren Antibiotikaeinnahmen allergische Reaktionen aufgetreten sind, sollten Sie das unbedingt erwähnen.

Leichtfertiger Einsatz – Resistenzen

Leichtfertiger Einsatz von Antibiotika kann zur Gefahr für uns alle werden.

Bakterien sind Lebewesen, die sich schnell vermehren und immer wieder verändern können. Werden Bakterien häufig mit Antibiotika bekämpft, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich in einer Weise verändern, dass das Medikament ihnen nichts mehr anhaben kann. Das bedeutet: Die Bakterien werden resistent. Solche resistenten Bakterien können auch von einem Menschen auf andere übertragen werden.

Weltweit entstehen durch übermäßigen und unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika immer mehr Resistenzen. Für Patientinnen und Patienten, die an einer schweren, durch Bakterien ausgelösten Krankheit leiden, kann das lebensgefährlich sein. Und: Jeder kann an einer Infektion mit resistenten Bakterien (resistenten Keimen) erkranken.

Menschen, Tiere und auch die Umwelt sind – das ist völlig normal – mit Bakterien besiedelt. Viele sind harmlos und sogar lebensnotwendig, andere können Krankheiten übertragen. Durch Kontakt können sie weitergegeben werden. Nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch zwischen Mensch und Tier. Bakterien können aber auch in freier Natur überleben und von dort erneut durch Mensch und Tier aufgenommen werden.

Das gilt jedoch nicht nur für die Verbreitung der Keime selbst, sondern auch für die Verbreitung der Resistenzen von Bakterien gegen Antibiotika. Die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt hängen daher in diesem Bereich unmittelbar miteinander zusammen und beeinflussen sich wechselseitig.

Der sogenannte One-Health-Ansatz, der unter anderem für eine bessere Vernetzung von Human- und Tiermedizin sorgen will, berücksichtigt diese noch nicht ausreichend erforschten Zusammenhänge. Zur besseren Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen wird zunehmend sektoren- und länderübergreifend gehandelt, um Auftreten und Weiterverbreitung von Antibiotikaresistenzen zu verhindern oder zumindest auf ein Minimum zu begrenzen.