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Junger Mann in Arbeitskleidung schaut Kollegen beim Schweißen in der Werkstatt zu

„Mit dem Ausbildungsplatz habe ich es gut getroffen“ – Aktion 100 begleitet bei der Ausbildung zum Karosseriebauer

ESF-geförderte Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze für Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen" – Praxisbeispiel beim Berufsförderungswerk Köln – Diakonie Michaelshoven

In Brühl macht Leon Fremerey eine Ausbildung zum Karosseriebauer, begleitet wird er dabei vom Berufsförderungswerk Köln. Über die Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze" hat der 19-Jährige einen Ausbildungsplatz in einem großen regionalen Autohaus gefunden und erhält alle notwendige Unterstützung, um die Ausbildung auch mit Diagnose ADHS erfolgreich zu absolvieren.

Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze für Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen“ – ein Praxisbeispiel aus dem Berufsförderungswerk Köln

Das Berufsförderungswerk (BFW) Köln – Diakonie Michaelshoven beteiligt sich als Träger an der Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze“: Das BFW schließt den Ausbildungsvertrag, sucht einen Kooperationsbetrieb für den betrieblichen Teil der Ausbildung und bietet sozialpädagogische Begleitung sowie ergänzenden Stützunterricht nach individuellem Förderbedarf.

Leon Fremerey ist einer der Jugendlichen, die vom BFW Köln im Rahmen der Aktion 100 betreut werden. Über das ESF-geförderte Programm hat der junge Mann mit Diagnose ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) einen Ausbildungsplatz in Brühl bei einem großen Autohaus gefunden und absolviert im ersten Jahr die Ausbildung zum Karosseriebauer. Mit viel Motivation und deutlich besseren Erfolgsaussichten als im ersten Anlauf.

Nach Hauptschulabschluss und einem Freiwilligen Sozialen Jahr hatte Leon zunächst selbst einen Werkstattbetrieb gefunden. Doch nach dem Probearbeiten war klar, dass man ihn aufgrund seiner Erkrankung nicht für eine Ausbildung übernehmen wollte. „Damit stand ich am 1. August ohne Ausbildungsplatz da“, berichtet der 19-Jährige. „Meiner Mutter fiel dann das Berufsförderwerk in Köln ein, wo sie einmal eine Umschulung gemacht hatte. Sie hat dort nachgefragt und dadurch bin ich schließlich in das Programm aufgenommen worden.“ Die zuständige Reha-Abteilung der Agentur für Arbeit wurde eingebunden und gab die Zustimmung, so dass Leon beim Berufsförderungswerk Köln einen Ausbildungsvertrag erhalten konnte.

Individuelle Begleitung und Stützunterricht sichern Ausbildungserfolg

Die Ausbildung zum Karosseriebauer gefällt Leon und im Kreis der Kollegen und anderen Auszubildenden fühlt er sich akzeptiert. „Ich kann hier ganz normal arbeiten und bekomme gute Rückmeldungen. Wenn etwas mal nicht so klappt, wissen alle Bescheid, woran das liegt. Mit meinem Ausbildungsplatz habe ich es jetzt richtig gut getroffen.“

Das sieht auch Michael Krämer so. Der sozialpädagogische Ausbildungsbegleiter beim BFW Köln begleitet den jungen Mann während der Ausbildung und steht auch dem Betrieb mit Rat und Tat zur Seite. „Der Werkstattleiter ist sehr aufgeschlossen und Leon ist gut in das Team eingebunden. Er ist sehr engagiert und nimmt Hilfe gerne an. Für seine Ausbildung sehe ich daher sehr positiv in die Zukunft. Ich bin sicher, er wird es schaffen.“

Vergesslichkeit, Sprunghaftigkeit und oftmals eine geringe Frustrationstoleranz seien typische Merkmale für Menschen mit Diagnose ADHS, so Ausbildungsbegleiter Michael Krämer. „Struktur ist dann das A und O.“ In der sozialpädagogischen Begleitung wie im individuellen Stützunterricht wird daher viel Wert gelegt auf klare Abläufe und Absprachen einschließlich Checklisten, Kontrollmöglichkeiten und reflektierenden Gesprächen. „Zusammen mit seiner Mutter achten wir zum Beispiel darauf, dass wichtige Termine eingehalten oder Aufgaben wie das regelmäßige Führen eines Berichtheftes erledigt werden.“

Leon hat seither keine Termine mehr „verschwitzt“ und denkt auch an seine Arbeitskleidung, wenn er an überbetrieblichen Maßnahmen teilnimmt. Dank des individuellen Stützunterrichts hat er gleich im ersten Anlauf die theoretische Prüfung für den Führerschein bestanden. „Ich lerne hier, wie man lernt“, fasst Leon seine bisherigen Erfahrungen mit dem ESF-geförderten Programm Aktion 100 zusammen. „Und ich werde unterstützt, mit meiner ADHS-Erkrankung besser umzugehen, auch im Job. Das ist etwas für mein ganzes Leben.“

Geeignete Auszubildende finden – Aktion 100 ist eine gute Option

Kooperationsbetrieb für den praktischen Teil der Ausbildung ist die Auto Thomas Firmengruppe, die mit über 600 Mitarbeitenden und acht Betriebsstätten eine der führenden Autohausgruppen in der Region ist. Am Standort Brühl verfügt das Unternehmen über große Werkstatthallen für Karosserie- und Lackierarbeiten und beschäftigt hier insgesamt 18 Auszubildende, darunter 12 allein in der Werkstatt.

Personalchef Florian Maacks kann über den bisherigen Verlauf der Ausbildung nur Positives berichten. „Die Ausbildung läuft unkompliziert und mit dem BFW ist die Zusammenarbeit sehr angenehm. Leon hat wirklich Lust auf den Beruf und bringt handwerkliches Geschick mit. Eine anfängliche Motivationsdelle konnten wir mit Gesprächen gut auffangen.“

In der Aktion „100 zusätzliche Ausbildungsplätze“ sieht der Personalchef eine gute Option, um geeignete Auszubildende zu finden und langfristig an den Betrieb zu binden. „Wir gehen gerne neue Wege und sind zu Experimenten bereit. Für uns zählt vor allem, welche Einstellung die jungen Menschen zur Arbeit, zu unserem Betrieb zeigen und wir wollen auch vermeintlich Schwächere fordern und fördern.“ Die Entscheidung, den jungen Mann auszubilden, fiel daher leicht. Personalchef Maacks: „Wir hatten einen Platz frei, seine Einstellung stimmte, daher sagten wir uns: Warum nicht, wir machen das.“

Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/innen der Fachrichtung Karosserieinstandhaltungstechnik warten und reparieren Karosserien, Fahrzeugaufbauten, Fahrgestelle und Fahrwerke. Sie halten Fahrzeugsysteme und Zusatzeinrichtungen wie Brems- und Beleuchtungssysteme, Klima- und Sicherheitsanlagen instand und stellen sie ein. Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/in ist ein 3,5-jähriger anerkannter Ausbildungsberuf in Industrie und Handel sowie im Handwerk.
Die Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze für Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen" ermöglicht jungen Menschen mit Behinderung eine qualifizierte betriebliche Ausbildung und unterstützt Auszubildende wie Kooperationsbetriebe bei der Umsetzung. Das Programm, gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF), wird in Kooperation mit der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit durchgeführt. Jährlich stehen 150 Teilnahmeplätze zur Verfügung.